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Konrad von Halberstadt »Chronographia Interminata« 1277 bis 1355/59

Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)

Von der älteren Chronistikforschung wurde die Chronographia Interminata des Dominikaners Konrad von Halberstadt nicht gerade positiv bewertet. Die negativen Urteile dürften die Schuld daran tragen, daß kaum ein Historiker sich mit der Chronographia Interminata befaßte, daß nur ganz wenige Auszüge unkritisch abgedruckt wurden und daß der Autor, der den Cursus Honorum des Dominikanerordens immerhin bis zum Prior der Ordensprovinz Theutonia durchlief, beachteter Verfasser theologischer, moralischer und enzyklopädischer Schriften und zuletzt Professor an der neugegründeten Prager Universität und Hofkaplan Karls IV. war, bislang ein Leben im „literarhistorisch-lexikalischen Schattenland“ führte (W. Maaz). Dennoch trifft der unvoreingenommene Leser der Chronographia auf ein ganz eigenartiges Zeugnis spätmittelalterlicher Universalchronistik. Schon der Titel, den der Autor selbst im Widmungsprolog seinem Werk beilegte, läßt aufhorchen. Zwar orientiert sich jede mittelalterliche Universalchronik entweder an der Vier-Weltreich-Lehre oder dem Sechs-Weltalter-Schema und betrachtet somit alles weltliche Geschehen unter heilsgeschichtlichem Aspekt. Doch nur ganz wenige Chronisten reflektieren dieses Verfahren. Die theologischen Grundlagen hierfür dürfte Augustinus mit den letzten Zeilen von „De civitate Dei“ geschaffen haben, wo er eine Analogie des siebten und achten Schöpfungstages, des ewigen Sonntags, zur ewigen Ruhe von Körper und Seele in Gott herstellt. In seiner Nachfolge konstruierte Beda Venerabilis ein siebtes und achtes Weltalter, auch Frechulf von Lisieux und Ado von Vienne sinnen über den erreichten Stand der Weltgeschichte nach, doch bei keinem der Chronisten sind dies mehr als einige Gedankensplitter. Im Spätmittelalter verschwinden solche Tendenzen fast ganz. Konrad von Halberstadt blieb es nun als einzigem Universalchronisten des Mittelalters vorbehalten, den augustinischen Ansatz konsequent umzusetzen und so eine wirkliche Chronographia Interminata zu schaffen. Er orientiert sich dabei, wie er im Vorwort ankündigt, neben Augustin vor allem am Prolog des Johannesevangeliums. Das Werk untergliedert er deshalb in vier Teile. Teil I beschäftigt sich mit dem göttlichen Wesen (In principio erat verbum), Teil II mit der Schöpfungsgeschichte (omnia per ipsum facta sunt), Teil III mit dem Leben nach dem Tode (quod factum est in ipso, vita erat) und Teil IV mit der Auferstehung (et vita erat lux hominum). Die Weltgeschichte erscheint hier also tatsächlich auch kompositorisch in die Heilsgeschichte eingegliedert. Alle vier Teile sind strengstens durchkomponiert. Pars II, also der eigentlich historische Teil, ist wiederum untergliedert nach den sechs Aetates. Die letzte, mit Christi Geburt beginnende Aetas, ist wiederum unterteilt nach der Reihe der Päpste, deren Geschichte anhand von durchgezählten Memorabilien, einzelnen Erzähleinheiten, aufgezeigt wird.Mit der Herausgabe eines Teiles dieses umfangreichen Werkes nach den editionsphilologischen Maßstäben der „Monumenta Germaniae historica“ legt der Verfasser zugleich eine Untersuchung über Leben und Werk des Chronisten vor und bespricht neben Handschriften und Rezensionen auch Gattungsfragen, die verwendeten Quellen und die Rezeption der Chronik. Es wird auf ungewöhnliche Inhalte, wie der Einfluß verschiedenartiger Prophetien, die außergewöhnliche Pestschilderung und das Bild Karls IV. hingewiesen wie auch auf methodisch Aufschlußreiches, wie die Anwendung von Kompilationstechnik als Mittel der Wissensvermittlung und -organisation. Personen- und Sachregister erschließen den Band. weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-88226-876-8 / 978-3882268768 / 9783882268768

Verlag: Reichert, L

Erscheinungsdatum: 01.09.1996

Seiten: 296

Autor(en): Rainer Leng

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