Konstitutive Modellierung warmaushärtender Klebverbindungen aus duktilmodifiziertem Epoxidharz
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der konstitutiven Modellierung von Klebverbindungen
aus warmaushärtenden Strukturklebstoffen, die aus Epoxidharz bestehen
und deren Matrix mithilfe von Additiven duktil modifiziert wird. Strukturklebstoffe kommen
in verschiedenen Industriezweigen wie beispielweise im Maschinenbau, der Luft- und
Raumfahrttechnik oder im Fahrzeugbau zum Einsatz. Im zuletzt benannten werden sie
häufig im Karosserierohbau verwendet, wo im Zuge des Leichtbaus zielgerichtet auf verschiedene
Materialien mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften zurückgegriffen
wird. Dort hat sich die Klebtechnik als stoffschlüssige Technik neben verschiedener
formschlüssiger Fügeverfahren bewährt und etabliert, da Klebstoffe unter anderem in der
Lage sind, thermisch induzierte Relativverschiebungen zwischen den einzelnen Komponenten
der Karosserie auszugleichen und Verformungsenergie bei Crashbeanspruchung zu
dissipieren. Die Klebstoffklasse, die für solche Zwecke eingesetzt wird, gehört zur Gruppe
der einkomponentigen Reaktionsklebstoffe, welche bei hohen Temperaturen aushärten
(warmaushärten). Daher können bereits während der Fertigung der Klebschicht Relativverschiebungen
entstehen, die ausreichen, um die Klebschicht irreversibel zu deformieren
oder zu schädigen – unter Umständen sogar bis zum Versagen. Für eine sichere Auslegung
ist daher ein Materialmodell für die Klebverbindung notwendig, welches die Beanspruchung
der Klebschicht während der Fertigung und im Betrieb bis zum Versagen mittels
der Finite-Elemente-Berechnung prognostizieren kann.
Die Vernetzungskinetik eines repräsentativen Strukturklebstoffs wird in Abhängigkeit der
Temperatur mit einem phänomenologischen Ansatz für den Aushärtegrad nach Kamal
und Sourour mathematisch beschrieben, dessen Parameter an Versuchsdaten aus kalorimetrischen
Messungen identifiziert worden sind. Der Aushärtegrad dient neben der
Temperatur als Variable im unilateral thermomechanisch gekoppelten Modell und in der
viskoelastisch-plastischen Materialtheorie mit duktiler Schädigung, die im Rahmen der
Arbeit sukzessiv hergeleitet und erläutert wird. Da die Klebnähte der verwendeten Klebstoffklasse
wenige zehntel Millimeter dünn und sehr lang sind, wird das Materialmodell
für eine numerisch effiziente Berechnung im Sinne der Grenzflächentheorie angepasst.
Im viskoelastischen Teilmodell wird für die Berücksichtigung der Temperatur und des
Aushärtegrads von der thermo- und chemorheologischen Einfachheit des Klebstoffs ausgegangen
und dafür die materielle Zeit im Konvolutionsintegral definiert. Zur Beschreibung
der plastischen Deformation wird das Toughened Adhesive Polymer Modell (TAPO)
verwendet, das neben der deviatorischen auch die hydrostatische Beanspruchung in der
Fließbedingung berücksichtigt. Die Fließbedingung und Fließspannung sind Funktionen
der Temperatur und des Aushärtegrads. Die Ansätzen für die duktile Schädigung nach
Johnson und Cook werden mit Temperatur- und Aushärtegradfunktionen erweitert.
Die Materialgleichungen werden numerisch gelöst und als benutzerdefiniertes Anwendermodell in die kommerzielle Finite-Elemente-Software LS-DYNA implementiert. Im nächsten Schritt werden die Materialparameter systematisch an Messdaten aus Grundversuchen identifiziert und das Modell anschließend verifiziert. Zuletzt wird das Materialmodell an bauteilähnlichen Proben unter thermomechanischer Beanspruchung während der thermisch aktivierten Aushärtung validiert, diskutiert und bewertet.weiterlesen
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