KONTROLLE - KEINE VORKOMMNISSE
Arrestbuch Durchgangsheim Schmiedefeld
Produktform: Buch
"o. V." manchmal auch "k. V." sind die ökonomischen Kürzel eines Rasters, das sich bleischwer über die Tage legte, die Kinder und Jugendliche in den Arrestzellen des Durchgangsheimes Schmiedefeld verbrachten.
Ohne Vorkommnisse – keine Vorkommnisse sollen die Abkürzungen bedeuten, die in einer üppigen Fülle von Abwandlungen die triste Feststellung, es sei nichts „vorgekommen“ seltsam kontrastiert:
Kontr. o. b. V. – also ohne besondere Vorkommnisse, Kontrolle k. V., Kontrolle – keine Vork., Kontrolle – keine Vorkommnisse, dies alles in der Handschrift der Erzieherin, des Erziehers, die/der diese Feststellung in einer kaum vorstellbaren Terminhäufung protokolliert hat.
„Vorkommnisse“ stören die routinierte Abfolge des ewig Gleichen selten – das konnten sein: macht keine Meldung, verweigert das Essen, klagt über Kopfschmerzen, beschmiert die Zelle, droht mit Suizid, versucht sich zu erhängen oder erwürgen.
Der Zellenalltag stellt in dem ohnehin schon durch vergitterte Fenster, Zaun mit Übersteigschutz, ein rigides Disziplinierungssystem gekennzeichnetes Heim noch einmal einen dramatischen Einschnitt dar. Es ist ein Glücksfall, dass ein Arrestbuch und ein Isolierbuch erhalten geblieben sind, die es gestatten, die Arretierungen im Zeitraum zwischen 10.11.1983 (Beginn Arrestbuch) und 08.12.1987 (letzte Eintragung im Isolierbuch) nachzuvollziehen.
Beide liegen in der edition H als Quellenpublikation vor.weiterlesen
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