Kellergassen sind ein bedeutendes bäuerliches Kulturerbe. Angelegt zur Produktion und Lagerung des Weines, bilden sie eigene Wirtschaftssiedlungen außerhalb der Dörfer. Niederösterreich zählt weit über 1.000 Kellergassen. Ihr Gebäudebestand umfasst etwa 40.000 Objekte. Die so genannten Dörfer ohne Rauchfang finden sich überall in den Löss- und Lehmgebieten des Hügellandes, aber auch in den angrenzenden Weinbaugegenden im Burgenland, in Mähren, in der Slowakei und in Ungarn. Die Kellergassen kennzeichnen einen grenzüberschreitenden Kulturraum.
Das Kernland ihrer Verbreitung aber ist das Weinviertel. Jede Familie besitzt hier einen Weinkeller in einer Kellergasse. Die Identifikation mit diesem Kulturerbe ist daher besonders groß. Kellergassen sind immer in der Nähe der Weinrieden in leichten Hanglagen situiert, wo man die Keller auf einfache Weise in den anstehenden Lössuntergrund graben konnte. Weinrieden und Kellergassen bilden deshalb eine kulturelle und landschaftliche Einheit. Zusammen bestimmen sie die Kulturlandschaft des Weinbaus. Ja, die Kellergassen sind als eine weltweit einzigartige Erscheinung so prägend, dass sie die Kulturlandschaft der Kellergassen formen.
Kellergassen werden heute kaum mehr ihrem ursprünglichen Zweck entsprechend verwendet. Doch das Bewusstsein für ihren Wert ist hoch und die Möglichkeiten einer Nutzung der Weinkeller und Presshäuser sind vielfältig. Initiativen ihrer Umdeutung und In-Wert-Setzung haben letztendlich den weitgehend authentischen Erhaltungszustand der Kellergassen befördert.
Das vorliegende Buch präsentiert die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Phänomen der Kulturlandschaft der Kellergassen. Ihre bauliche Entwicklung wird beschrieben und ihre kulturelle Bedeutung untermauert. Instrumentarien für ihren Schutz werden erörtert und Möglichkeiten zur Erhaltung und Nutzung der Weinkeller aufgezeigt.weiterlesen