Kuradministration, Luthertum und Territorium
Staats- und Kirchenbildung in Kursachsen am Ende des Reformationsjahrhunderts
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Als der sächsische Kurfürst Christian I. im September 1591 unerwartet starb, waren dessen Söhne zu jung für eine selbstständige Regierungsübernahme. Der Ausfall der Landesherren machte die Organisation des verzögerten Herrschaftsübergangs erforderlich. Ausgerechnet Fürsten konkurrierender Häuser sollten diesen absichern helfen. Die Zeit der sächsischen Kuradministration begann mit Tumulten, erlebte gewalttätige Ausschreitungen, wurde von krisenhafter Unruhe erschüttert und endete mit einer Aufsehen erregenden Hinrichtung.
Frühmoderne Territorialstaatsbildung und ›konfessionalisierte‹ Kirchenbildung prägten das Ende des langen Reformationsjahrhunderts auf konflikthafte Weise. Kursachsen erfuhr durch gewaltsame Klärungen eine bemerkenswerte Konsolidierung. Lutherische Konfessionskultur, adlig-landständischer Korporatismus und eine Professionalisierung der Verwaltung führten eines der einflussreichsten Territorien des Reiches in eine charakteristische Position im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges.
Die Studie analysiert neben den Ereignissen in Kursachsen das Phänomen der Vormundschafts- und Kuradministrationsregierungen im Reich im 16. Jahrhundert. Der Ausfall eines Repräsentanten und Subjekts frühmoderner Territorialstaatlichkeit legte deren Strukturen und Praktiken offen. Die spezifische Herrschaftsorganisation, das Verhältnis von Fürst und Landständen, die Auswirkungen auf die Kirchen- und Reichspolitik werden untersucht. Auf der Grundlage einer quantitativen wie qualitativen Auswertung der Sekundärliteratur werden Prolegomena zu einer Typologie der Vormundschaftsregierung im 16. Jahrhundert vorgeschlagen.weiterlesen
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