„Hätten sich alle deutschen Soldaten überall so benommen wie Herr Fischer, wäre das schreckliche Unglück, wo 6 Millionen unschuldige Menschen vernichtet wurden, nicht passiert.“
Mit solch klaren Worten verteidigt 1955 eine der überlebenden Jüdinnen des Außenlagers Gundelsdorf ihren Lagerkommandanten Friedrich Fischer. Dieser soll ähnlich wie Oskar Schindler mittels einer namentlichen Liste seine jüdische Krakauer KZ-Belegschaft aus dem KZ Auschwitz gerettet haben. In seinem Gerätelager der Luftwaffe beschäftigte Hauptmann Fischer seit September 1944 100 Jüdinnen und mehr als 50 Juden, die Häftlinge des KZ Flossenbürg waren. Weil sich Fischer über den Zustand der Häftlinge und deren Ernährungssituation sogar beim KZ-Kommandanten SS-Obersturmbannführer Koegel beschwerte wurde sein Lager 1945 stufenweise aufgelöst. Während die Männer zurück nach Flossenbürg überstellt wurden, transportierte man den größten Teil der Frauen nach Ravensbrück. Kleinere Gruppen kamen jedoch für einige Zeit zur Zwangsarbeit bei einem Privatunternehmen in Knellendorf unter, andere wurden im April 1945 nach Helmbrechts evakuiert und dort auf einen Todesmarsch geschickt.
Trotz des persönlichen Einsatzes für die eigene Häftlingsbelegschaft wurde Fischer 1952 wegen kleinerer Körperverletzungen zu einer empfindlichen Haftstrafe verurteilt.
Pascal Cziborra spürte den Schicksalen der Flossenbürger Häftlinge nach und legt die ungewöhnliche Historie des Außenlagers und seine spannende Aufarbeitung durch die Justiz offen.
weiterlesen