LAND
2000-2021
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Der Berliner Fotograf dokumentiert seit mehreren Jahren die rasanten Veränderungen im Stadtbild, wie sie in jeder deutschen Großstadt zurzeit verstärkt stattfinden. Die Moderne in der Architektur der 1950er und 60er Jahre hat nach dem Zweiten Weltkrieg die Innenstädte in West- als auch in Ostdeutschland geprägt. Diese repräsentativen, manchmal funktionalen und aufsehenerregenden Glas- und Stahlbauten finden sich in jeder deutschen Großstadt. In Berlin kann man diese „Solitaire“, die spektakulären Bauten der Moderne sowohl im West- als auch im Ostteil der Stadt finden, wie die Philharmonie (1963) von Hans Scharoun im Westteil in Tiergarten oder das Café Moskau (1964) von Hans Bauer in der Karl-Max-Allee im Friedrichshain. Inzwischen sind einige dieser „Landmarks“ neuen Gebäuden aktuell gefragter Stararchitekten gewichen oder einfach von der Landkarte verschwunden. Auch wenn sie schon unter Denkmalschutz standen. Das sogenannte „Ahornblatt“ (1970) Ulrich Müthers ist so ein Beispiel, das Thomas Bruns kurz vor und nach dem Abriss 2000 fotografiert hat. Die zur IBA entwickelte Wohnanlage von Oswald Matthias Ungers am Lützowplatz steht ebenfalls nicht mehr sowie das Schimmelpfeng-Haus (1957) am Bahnhof Zoo, beide wurden vom Fotografen festgehalten. Dabei kommentiert er die Bauten und Plätze durch eben nicht repräsentative Blickwinkel und Ausschnitte, oder schöne Menschen als Statisten, sondern zeigt durch Komposition, bestimmte Tageszeiten, Lichtverhältnisse und etwa biertrinkende, herumlungernde Jugendliche die sogenannte „Alltagsexistenz“ dieser Bauten. Wie im Beispiel der Gedächtniskirche, der inzwischen das Schimmelpfeng-Haus, das ursprünglich dazu als Pendant und Hintergrund komponierte Gebäude, nun fehlt.
Statt einer umsichtigen Rekonstruktion der Moderne und Postmoderne, die sich Architekten und Stadtplaner wünschen würden, findet in Berlin – und vielen deutschen Großstädten aktuell darüber hinaus eine Art „Ausverkauf“ von bisher ungenutzten Brachen statt, die an meistbietende Investoren veräußert werden. Meist entstehen nicht erschwingliche Wohnungen im inneren Ring der Stadt, sondern etwa hochpreisige „Lofts im Kunstquartier“ wie um die Heidestraße und Lehrter Straße um den Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin. Die Chance gemeinschaftlich nutzbaren Raum oder kulturelle Bauten zu schaffen wird dabei oft vertan. „Desaströse Landschaften“ nennt Maik Schlüter die Brachen, Baustellen und verfallenden Architekturdenkmäler auf Thomas Bruns Fotografien. Thomas Bruns dokumentiert in seinen fotografischen Serien wie „Verlusterfahrung Moderne“, und der 2009 begonnen Arbeit über die Heide -und Lehrter Straße diese Veränderungen und offensichtlichen Verdrängung- und Verteilungskämpfe um den öffentlichen Raum und bewahrt sie für die Zukunft.
Im Gegensatz zu klassischen Architekturfotografen und Auftragsfotografie erscheint darauf eher „zu viel“; Baumaschinen, Zäune, Planen und Abriss etwa, eben kein „perfektes“ Architekturfoto. Hier zeigt sich die ganze Misere des Baubooms in den Innenstädten bei gleichzeitiger Vernachlässigung von Baubestand. Dieser schonungslose Blick verbindet Thomas Bruns mit Michael Schmidt, und seinem Werkkomplex „Berlin nach 45“. (Maik Schlüter)
Mehr als nur mit Momentaufnahmen, haben wir es hier mit dem umfangreichen Werk eines Chronisten zu tun, dessen Serien einerseits in ihrer Methodik als künstlerische Forschungsprojekte gesehen werden können. In seinen langjährigen Reihen kristallisiert sich in Thomas Bruns’ Werk mit seinen wiederkehrenden Themen, sich überschneidenden Projekten und dem ihm eigenen Blickwinkel somit eine Art roter Faden und ein Destillat heraus.weiterlesen
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