Anfang der 1980er Jahre war der schleichende Verfall der Altstädte in der DDR nicht mehr zu übersehen. Lenore Lobeck und Juliane Adler fuhren 1984 nach Halberstadt, um den Zustand der Unterstadt fotografisch festzuhalten. In den folgenden Jahren bis 1991 bereisten sie insgesamt 22 mittelalterliche Städte, die 1979 in die Zentrale Denkmalliste der DDR als schützenswerte städtebauliche Ensembles aufgenommen worden waren. Überall zeigten sich dieselben trostlosen Bilder: Leerstände, versperrte Türen und Fenster, schadhafte Dächer, eingestürzte Häuser, Abrissflächen. Der Geruch von feuchten Wänden, morschem Holz und Staub, den die Häuser ausströmten, war ihr ständiger Begleiter.
Der vorliegende kleine Bildband zeigt eine Auswahl aus der dabei entstandenen, etwa 3.000 Schwarzweißnegative umfassenden Dokumentation. Mit jeweils einer Aufnahme pro Seite konzentriert er sich auf Ansichten von leer stehenden Häusern. Auch im stark geschädigten Zustand sind die harmonischen Proportionen und handwerklich sorgfältig ausgeführten Details zu erkennen, was ihnen noch immer einen gewissen Charme verleiht. Die der Stimmung in den Städten entsprechend grau gehaltenen Fotos klagen an, dokumentieren den Verfall und führen die drohenden Verluste vor Augen. Das Fehlen von Passanten verleiht den Fotos etwas Bedrückendes, Beklemmendes.
Der im Anschluss an den Halberstadtaufenthalt 1984 verfasste Text von Juliane Adler sucht die Allegorie, nicht die Analyse und lässt somit auch für Außenstehende die damalige Atmosphäre spürbar werden.weiterlesen