Wenn man sich mit der Weimarer Republik im Allgemeinen und dem Wirken Gustav Stresemanns im Speziellen beschäftigt, stößt man früher oder später auf eine Reihe von Persönlichkeiten, die den damals wohl prominentesten deutschen Außenpolitiker bei der Umsetzung seiner Vorhaben maßgeblich unterstützt haben. Einer dieser Akteure war Leopold von Hoesch, der unter anderem als deutscher Botschafter in Frankreich dafür Sorge trug, dass sich die historisch schwer belasteten und daher höchst diffizilen deutsch-französischen Beziehungen innerhalb kürzester Zeit beruhigten, sodass die Weichen auf Verständigung gestellt werden konnten. Durch dessen ebenso kompetentes wie verbindliches Wirken konnte verlorenes Vertrauen zurückgewonnen und das bilaterale Verhältnis rasch in Richtung einer konstruktiven Zusammenarbeit weiterentwickelt werden. Gerade weil Frankreich aus mehreren Gründen seit jeher eine herausragende Rolle für Deutschland spielt, kommt denen, die sich um einen Ausgleich zwischen Paris und Berlin bemühten, eine besondere Bedeutung zu. Als Diplomat ließ der in vielerlei Hinsicht hoch veranlagte Leopold von Hoesch, der einer bekannten deutschen Industriellenfamilie entstammte, schon sehr früh erkennen, dass er sich ziel-gerichtet auf die Übernahme eines der bedeutsamsten Botschafterposten, die das Deutsche Reich zu bieten hatte, vorbereitete. Der Natur seiner Profession folgend, agierte er dabei meist hinter dem Vorhang der Weltgeschichte, rückte aber dennoch dicht genug an die Entscheidungsträger heran, um diese im Sinne der deutschen Interessen beeinflussen zu können. Die geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der Biografien der Akteure, die auf der Ebene unterhalb der politischen Letztentscheider operierten, erfolgte bisher oft nur rudimentär. Mit der vorliegenden Arbeit gerät mit Leopold von Hoesch ein Mann in den Fokus, der während der Ära Stresemann insbesondere für die deutsch-französischen Beziehungen Bemerkenswertes geleistet hat.weiterlesen