Wie jede Sprache ist auch das Deutsche in stetigem Wandel begriffen. Weitaus mehr als auf der grammatischen Ebene fällt dies bei Lexik und Idiomatik ins Auge. Wörter und Redewendungen, die den Großeltern noch geläufig waren, drohen spätestens für die Generation der Urenkel zu einem guten Teil unverständlich zu werden – teils weil die Gegenstände, zu deren Bezeichnung die Begriffe dienten, nicht länger in Gebrauch sind, teils weil sich sprachliche Konventionen gewandelt haben und teils auch, weil manches einst Unbeanstandete heute als nicht mehr schicklich oder politisch nicht korrekt gilt. Derlei der Vergessenheit naherückendes Sprachgut kann einen ganz eigenen Reiz ausüben, der von sentimental angehauchter Erinnerung bei den Älteren über weltanschaulich bedingten Ärger bis zu Neugier und sogar Freude am Revival bei den Jüngeren reichen kann, wobei dazwischen naturgemäß zahlreiche Schattierungen zu verzeichnen sind.
Das hier vorliegende umfangreiche Lexikon des Halbvergessenen sucht ohne jede Wertung Wörter und Wendungen zu erfassen, die sich am Rande des Abgrunds zum Untergang bewegen. Dabei stehen jene Regionen Deutschlands im Mittelpunkt, die vom Niederdeutschen geprägt sind, während oberdeutsches Sprachmaterial nur in Ausnahmefällen Berücksichtigung fand.
Das Buch, das auch für Germanisten und Linguisten hilfreich sein kann, richtet sich vor allem an allgemein an ihrer Muttersprache interessierte Leserinnen und Leser, die sich in die so manch treffendes Wort und anschauliche Formulierung umwabernden Nebel gedankenloser Uniformität hineinwagen, um dort vielleicht auch für den eigenen Sprachschatz diese oder jene Bereicherung zu erfahren.weiterlesen