„Poesie ist Dichtung, die sich noch nicht den Schneid abkaufen ließ; sie ist bei Wühr der Spielverderber, der sich in die Gedankengänge der Philosophen einschleicht, der in der Vernunft sitzt, drin sein Unwesen treibt, ihren Ideen dreinredet, in ihren Katakomben sich herumtreibt. Wo alles auf Zuständigkeit, moderner: ‚Kompetenz‘ pocht, ist die Poesie unzuständig weil nicht spezialisiert; doch wo die Spezialisten zu viel aus ihrem Gesichtskreis eskamotieren müssen, um mit sicherer Stimme irgendwas vortragen zu können, freut sich der Poet (im Wührschen Sinn), das Falsche nicht einfach anprangern, sondern geradezu loben zu dürfen: Das Falsche, das Fehlerhafte, das Unfertige ist der Antrieb zum Besseren, die Ermöglichung des Richtigen, die Garantie beweglichen Denkens.“
Jörg Drews über Paul Wührweiterlesen