Lobisser ist tabu, und darum gibt es dieses Buch. Die einen – auch zeitgenössische Künstler – wollen sich nicht die Finger an ihm schmutzig machen, die anderen wollen ihn unangetastet auf dem Podest der Verehrung erhalten.
Den Opfern der NS-Zeit wird zurecht Aufmerksamkeit zuteil. Nicht so geschieht es mit den Tätern, die als Künstler im Dritten Reich erfolgreich waren und ihr Werk in den Dienst eines totalitären Regimes gestellt haben. In aller Bescheidenheit, Volksnähe und Liebe zur Heimat hat dies auch Switbert Lobisser getan. Der Benediktinermönch und später freischaffende Kärntner Künstler wurde zum gefeierten Repräsentanten der NS-Kunst in den dreißiger Jahren. Goebbels und Hitler schätzten seine Holzschnitte.
Lobisser ist nicht vergessen und soll es auch nicht werden. Noch immer hängen seine Bilder in so manchen Bauernstuben gleich neben dem Herrgottswinkel. Starke Sehnsucht nach Harmonie bestimmt den Kärntner und die Kärntnerin. Konflikten wird ausgewichen, der Vergangenheit nähert man sich nur zu oft durch Verklärung oder eine lückenhafte Annäherung, die unliebsamen Tatsachen ausweicht.
Lobisser.vergessen ist keine Abrechnung oder Belehrung. Das Buch richtet sich an Menschen, die mit dem derzeitigen Umgang mit der eigenen Geschichte nicht einverstanden sind. Wissenschaftliche Aufarbeitung hat stattgefunden, hilft aber nur dann, wenn die Resultate nicht in akademischen Bezirken verhaftet bleiben, sondern von den Betroffenen – und das sind wir alle – in einem Neuorientierungsprozess sinnvoll verwendet werden können. Hier sind die Details dazu.weiterlesen