Noch Fragen? 0800 / 33 82 637

Loïc Le Groumellec. Les Reposoirs de la procession.

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Schrift-Zeichen Seit einigen Jahren entwickelt Loïc Le Groumellec eine Thematik, die ihn zwar seit jeher beschäftigt, die er aber mangels angemessener Mittel nicht behandeln konnte. Bis zu dem Tag, an dem verschiedene Komponenten seines Lacks aus dem Verkehr gezogen wurden und er sich den Ölfarben zuwenden musste, die er seit seinen Lehrjahren vernachlässigt hatte. Und er stellte fest, dass sich diese Technik für seine Arbeit mit den von Gravuren übersäten Felsblöcken von Gavrinis, die ihn seit jeher so faszinierten, bestens eignete. Diese Gravuren, die in den Augen der Spezialisten zu den bemerkenswertesten auf der Welt gehören, bestehen aus unverständlichen Zeichen, die fast die ganze Oberfläche des Steinmals bedecken. Man bemüht sich, sie als Schlingen, Spiralen, gebrochene Bögen zu beschreiben… für uns haben sie nicht mehr Inhalt als die Megalithen. In den Augen des Malers ist ihre Funktion vergleichbar: es geht darum, den geringsten Grad der Malerei zu erreichen durch die Verwendung einer Form, die sich jeglichen Versuchs der Interpretation entzieht. Aber im Unterschied zu den Megalithen, diesen einfachen, nicht einmal wirklich rechtwinkeligen, kaum in der Erde verankerten Felsblöcken, verkörpern die „Schrift-Zeichen“ von Gavrinis eine für alle erkenntliche primitive Harmonie. Und zum ersten Mal musste sich Le Groumellec als Betrachter die Schönheit seiner Werke eingestehen, diese Freude beim Betrachten, der er so misstraute. Eine Freude, die er heute überraschenderweise ohne Vorbehalt akzeptieren kann, da sie nicht vorsätzlich herbeigeführt, sondern ihm, ob er will oder nicht, auferlegt wird. Er erforscht dieses neue Territorium mit großem Appetit, indem er die meiste Zeit damit verbringt, diese hermetische Sprache in Form von monumentalen Bildern oder Kleinformaten zu hinterfragen. Dieser neue Anfang begeistert ihn: er befindet sich im Herzen eines nahezu grenzenlosen Forschungsfelds und die Aussicht auf all die Jahre, die er sich dieser Arbeit widmen wird, erfüllen ihn mit Vorfreude. Aber im Unterschied zu den Megalithen, Zeichen in einem offenen Raum, den sie strukturieren, in dem sie, wenn man sich entfernt, Elemente einer Perspektive darstellen, sind die Inschriften von Gavrinis nur frontal zu betrachten. Man kann keinen Abstand schaffen, und klebt sozusagen mit der Nase dran. Landschaftliche Perspektive ist hier ausgeschlossen: man ist gefangen in einer engen, überdachten Allee, vertieft in das zwanghafte und sich dahinschlängelnde Aneinanderreihen der gravierten Zeikeit eines letzten Farbgusses. Daraus entsteht der Eindruck von größtem Raffinement, der durch die zarten, fast unbemerkbaren vertikalen Farbschattierungen verstärkt wird, die in manchen Werken den Weg ins Innere des Cairns andeuten. Von all diesen Werken geht eine unbestreitbare Harmonie aus, die weniger vom Künstler beabsichtigt wurde, als sie auf die Qualität der Schrift-Zeichen zurückzuführen ist, die vor mehr als dreitausend Jahren dem Stein abgezwungen wurden. Und so kam es, dass Le Groumellec zum ersten Mal und gegen seinen Willen zugeben musste, dass die Schönheit in sein Werk vorgedrungen war. Er, der ihr immer misstraut hat wie einer Augenwischerei, und der alles daran gesetzt hat, sie zu vermeiden, ist heute überrascht, dass er sie ohne Vorbehalt annehmen kann wie das Ergebnis eines Zufalls, der seinen Existenzgrund gefunden hat.weiterlesen

Sprache(n): Englisch, Französisch, Deutsch

ISBN: 978-3-940824-71-4 / 978-3940824714 / 9783940824714

Verlag: Galerie Karsten Greve

Erscheinungsdatum: 28.02.2019

Seiten: 104

Autor(en): Galerie Karsten Greve

35,00 € inkl. MwSt.
kostenloser Versand

lieferbar - Lieferzeit 10-15 Werktage

zurück