Drall träumt von Ella, Ella träumt von Drall, und keiner der beiden traut dem anderen. Dass nichts so ist, wie es scheint, gilt als Credo in Mark Kanaks Prosabuch Lügendetektor, das in zwei Spalten formatiert, links die Perspektive des Mannes auf Deutsch, rechts auf Englisch, hier allerdings immer wieder durch Ella zurechtgerückt, zeigt. Freilich erweist sich auch dieser Eindruck als fraglich: beide Textspuren könnten genauso gut im Kopf eines/r Einzigen ablaufen. In satirischer Überzeichnung führen Dralls Auslassungen und Ausschweifungen einen durch und durch sexualisierten Münchhausen vor, und ebenso konsequent lässt Mark Kanak diverse Diktate zu gegenderter Sprachverwendung ad absurdum laufen. Der Diskurs um Monogamie und Untreue dient dem Autor als Rahmen zur Ausbreitung einer kultur- und technikgeschichtlichen Text- und Bild-Collage zu Polygraphen und Wahrheitsdrogen sowie deren forensische, nachrichtendienstliche oder private Anwendungen. Lügendetektor gibt ein heiter-bestürzendes Panorama wahrer und fiktiver Fakten zur Mentiologie (Lügenkunde) und reitet einen furiosen Angriff auf die Verlogenheit eines Systems, das die Lizenz zum Flunkern und Bemänteln von oben nach unten stets unterschiedlich verteilt.weiterlesen