Luthergedächtnis 1817 bis 2017
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Untersucht man die Lutherjubiläen der vergangenen zwei Jahrhunderte, fällt auf, dass viele der Lutherdeutungen, die Festredner bei den verschiedenen Anlässen – von der dreihundertjährigen Wiederkehr der Abfassung der Thesen 1817 bis zur Erinnerung an Luthers 500. Geburtstag 1983 – mit Pathos vortrugen, relativ rasch wieder in Vergessenheit gerieten. Je populärer der Ton des Lutherlobs, desto rascher schwand die Erinnerung an diese Stimmen. Je stärker die Aktualisierung besonderer Leistungen Luthers, desto kurzlebiger der Eindruck. Je mehr Luthers Leben heroisiert wurde, desto weniger konnten diejenigen, die Luther skeptisch gegenüberstanden, für die Sache des Protestantismus und speziell des Luthertums gewonnen werden. Je mehr die Deutschen »ihren Luther« beziehungsweise Luther als eine der größten Gestalten ihrer Geschichte feierten, desto schwieriger wurde es für die Angehörigen anderer Nationen, Luthers Leistungen unbefangen zu loben. Fast will es scheinen, dass diejenigen, die Luther feierten, immer zuerst und vor allem sich selbst feierten – ihre eigene politische Position, ihre eigenen kulturellen Werte, ihre jeweiligen kirchenpolitischen Ansichten. Mit anderen Worten: Immer wieder, von 1817 an, wurde das Luthergedächtnis für bestimmte politische oder auch kirchliche und kulturelle Zwecke instrumentalisiert.weiterlesen
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