Die Bauhaus-Institutionen feiern anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Bauhauses die große Palette von Architektur bis zum Tanz; aber die soziale Frage – für wen? – klammern sie völlig aus.
Luxus – das ist die Bauhaus-Periode Walter Gropius von 1919 bis 1928. Produktion für den Volksbedarf ist die Maxime des zweiten Bauhaus-Direktors ab 1928, Hannes Meyer. Die zwei so unterschiedlichen Persönlichkeiten und die historischen Umstände bedingen sich in besonderer Weise.
Ernst Kallai, der mit Hannes Meyer die Zeitschrift Bauhaus herausgab, fand 1930 in der Weltbühne folgende Wertung über die Periode Gropius: »Hauptverbraucher seiner formalen Errungenschaften ist der bürgerliche Snob … Heute weiß jeder Bescheid: Wohnungen mit viel Glas- und Metallglanz: Bauhausstil. ... Moderne für wen? Der Bourgeois hatte verstanden, sich den Bauhausstil dienstbar zu machen.« Es war faktischer Verrat an der proklamierten sozialen Praxis der Standardisierung, Typisierung und industriellen Serienproduktion im Sinne einer Volksverbundenheit. Diese proklamierte soziale Praxis wurde von Hannes Meyer umgesetzt. Das Bauhaus in dieser Wendung gehört zum progressiven Erbe und muss vor der bürgerlichen Traditionspflege geschützt werden.weiterlesen