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Märtyrergrab Kirchenraum Gottesdienst

Produktform: Buch

Wie funktioniert nun dieser Sakralraum – dieser Bau des Bonner Münsters? Das äußere Erscheinungsbild sowie seine innere Gestalt hängen untrennbar mit dem geistigen Inhalt, mit der Liturgie zusammen, die dem Raum zugleich seine Funktion gibt. Ich möchte ein paar Punkte, an denen Funktion und Raum direkt zusammenfallen benennen: Zunächst der Kern und Ursprung des Bonner Münsters – die spätantike cella memoriae Sebastian Ristow stellt in seinem Beitrag dar, welche Etappen und Entwicklungen dieser Ort archäologisch nachweisbar durchlaufen hat. Er kommt zu dem Schluss, dass sich in vormittelalterlicher Zeit an diesem Ort eine lange Tradition des Totengedächtniskults nachweisen lässt, die sich an den einzelnen Vorgängerbauten des heutigen Münsters ablesen lässt. In mittelalterlicher Zeit wurde die Reliquienverehrung zum zentralen Thema. Der Verehrungsort der Bonner Märtyrer war so evident, dass sich der Neubau der Kirche Mitte des 11. Jahrhunderts an der cella memoriae, den vermuteten Gräbern, orientierte. Klaus Gereon Beuckers konzentriert sich in seinem Beitrag auf den Langchor dieses Neubaus, dessen Bezug zu den Märtyrerreliquien immer maßgeblich war. So stellt dieser Ort eine inhaltliche Verbindung zur Krypta und den darunter vermuteten Märtyrergräbern her. Auch nach ihrer Translation 1166 in den Hochchor blieben die Gräber als Kultort unter der Krypta bestehen. Für die Bonner Chor/Krypta-Anlage, die als Einheit zu begreifen ist, stellt Beuckers im Vergleich mit anderen Langchören aus salischer Zeit fest, dass in Bonn die Inszenierung der Heiligengräber im Mittelpunkt standen. Im Vergleich zu St. Gereon in Köln hatte Bonn den Vorteil, dass man die Gräber genau lokalisieren konnte. Beuckers legt dar, wie sich im Rangstreit zwischen Köln und Bonn der Wunsch nach Vorherrschaft der Reliquien auch baulich ablesen lässt. Wenn Beuckers vom Langchor als einer „Kirche in der Kirche“ spricht, dann hängt das auch mit dem abgeschiedenen Raum des Chores hinter dem Lettnerzusammen. Bezug Coverbild (Gerrit Berckheyde): Der Lettner wurde im 18. Jahrhundert abgerissen und kann heute nur durch Gemälde aus dem 17. Jh. anschaulich gemacht werden. Vermutlich besaß das Cassiusstift schon vor diesem gotischen Lettner eine romanische Chorschranke. Dieser Frage gehen Christoph Keller und Dorothee Kemper auf den Grund, indem sie den archäologischen Fund eines Trachytquaders mit Profilierung analysieren, der noch dem frühen Bau des Münsters aus dem 11. Jahrhundert angehört. Auf Grund des Fundortes auf der südlichen Seite des Chores, dem Bereich der ehemaligen Sakristei, lassen sich allerdings nur Hypothesen über die Deponierung und ursprüngliche Aufstellung des Schrankenfragments formulieren. Monika Schmelzer konzentriert sich in ihrem Beitrag auf den gesicherten gotischen Lettner. In Zusammenhang mit der in der früheren Forschung geläufigen Interpretation des Lettners als Abschrankung zwischen Klerikerchor und Laienkirche verweist sie auf die eigentliche oder primäre Funktion als Verkündigungsort, die sich auch von der Bezeichnung Lettner (= lectorium / lectionarium) ableiten lässt. Mit Hilfe der Libri Ordinarii schlüsselt sie die Funktion des Lettners am konkreten Bonner Beispiel auf: So kann auch für Bonn stark vermutet werden, dass der Lettner u.a. dazu diente, das Evangelium an hohen Festtagen vom Lettner aus zu verkünden.weiterlesen

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Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-87710-451-4 / 978-3877104514 / 9783877104514

Verlag: Verlag Franz Schmitt

Erscheinungsdatum: 24.02.2006

Seiten: 300

Autor(en): Albert Gerhards, Andreas Odenthal

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