Wir leben in einer Welt, die sich aller Utopien entledigt hat, einer Welt der propagierten Alternativlosigkeit, die dem immerwährenden Wachstum huldigt. Wir ergötzen uns an der Freiheit zur Selbstverwirklichung, deren Kern aus Selbstausbeutung, Konformität und Konkurrenz besteht. Die durch den Kapitalismus unaufhörlich anwachsenden Ungleichheiten, die Erosion der Solidarität und die Abwertung des Kollektivs tragen ein enormes Konfliktpotenzial in sich. Ob sich die Zurückgelassenen, die Unterdrückten und Ausgebeuteten aller Kontinente einer ihnen gewalttätig begegnenden Welt mit Unterwerfung oder mit radikaler Gegengewalt widersetzen werden, ist offen. Das Schreien der Ewiggestrigen, der Neonationalisten, der Populisten und derer, die im religiösen Fanatismus gerechtere Sehnsuchtsorte zu finden glauben, wird Tag für Tag lauter und übertönt das ratlose Flüstern der europäischen Linken. Vielen Menschen ist der Glaube abhandengekommen, dass eine Welt jenseits unserer heutigen Gesellschaftsordnung tatsächlich gestaltet werden kann. Daher bedarf es zwingend der Wiederbelebung unserer Fantasie sowie der Neuformulierung von Utopien und eines gemeinsamen Sinns. Nur so können Möglichkeitsräume entstehen, auf dass sich eine andere Welt entfalten wird.weiterlesen