Noch Fragen? 0800 / 33 82 637

Mein Garten der vier Jahreszeiten

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Vor einigen Jahren bin ich mit meinem Garten aus der Hallertau in den Bayerischen Wald gezogen. Der Abschied fiel mir nicht leicht, da ich einiges an Gewohntem hinter mir lassen musste. Obwohl dieser neue Platz, dieser Weiler im Bayerischen Wald mein Traum ist und mir unendlich viel Kraft schenkt, mussten wir uns doch erst aneinander gewöhnen. Mittlerweile ist dieser Garten, ist die Natur noch viel mehr als früher der Mittelpunkt meines Lebens geworden – hier arbeite ich, und hier lebe ich. Sehr viel spielt sich auf dieser Bergkuppe ab, in dem kleinen Weiler, der noch umgeben ist von relativ ursprünglichen Wiesen und Wäldern. Ich muss nicht mehr wie früher das Haus verlassen und zur Arbeit fahren. Dadurch hat sich einiges verändert, zumal sich mein Beruf, oder nennen wir es besser meine Berufung, zum größten Teil in der Natur abspielt. Wenn man mit dem Fotoapparat durch die Landschaft streift, zu Zeiten, wo die anderen zumeist noch schlafen, entdeckt man so manches Kleinod, findet so manchen Schatz, und labt sich an berauschenden Aussichten, für die viele schon den Blick verloren haben. Sitze ich morgens bei Sonnenaufgang auf meinem Hausberg, wenn vielleicht noch der Nebel aus dem Tal aufsteigt, dann vergesse ich alle Probleme der Welt. Sie scheinen angesichts der Pracht, die ich vor mir liegen habe, eher unbedeutend, völlig nichtig. Ich habe das Gefühl, sie werden wieder ins rechte Verhältnis gerückt – und ich nehme die Kraft mit nach Hause und auch die Leichtigkeit, sie in Angriff zu nehmen. Der Berg, der sich vor mir aufzutürmen schien, ist zu einem kleinen Hügel geschrumpft und kann mich nicht mehr schrecken. Hier oben lebt man mit der Natur und mit den Jahreszeiten, auch im Garten. Der Winter im Bayerischen Wald ist noch ein richtiger Winter, die Jahreszeiten grenzen sich deutlich voneinander ab, und der Sommer ist viel zu kurz, um nur ihn im Garten zu verbringen. Ein Garten bietet so viel mehr, wenn man sich auf ihn einlässt, auf das Spiel mit der Natur. Er schenkt uns dann Kraft und Erholung, Freude und auch Einsichten. Wenn ich von irgendwoher nach Hause komme, gehe ich oft noch schnell durch meinen Garten und schaue, was es da Neues gibt; ich genieße es dann einfach nur, für eine halbe Stunde in meinem Garten zu sein. Diese Gartenspaziergänge sind für mich die Glücksmomente beim Gärtnern. Oft schon in den frühen Morgenstunden, mit einer Tasse Kaffee oder Tee in der Hand, mache ich den ersten Rundgang durch meinen Garten und erfreue mich an den ersten Sonnenstrahlen. Die Ruhe und der noch vor mir liegende Tag mit all seinen Möglichkeiten versetzen mich in eine euphorische Stimmung. Ich schlendere durch den Garten, schaue mir die Veränderungen an, die von gestern auf heute eingetreten sind; überlege, was ich heute tun werde, welche Arbeiten erledigt werden müssen; entdecke die erste Pfingstrose, die ihre Blüten geöffnet hat … mal sehen, ob die anderen auch schon kommen, welche Pflanze noch anfängt zu blühen. Überall entdeckt man jetzt etwas Neues. Dinge, die man beim bloßen Vorübergehen nicht sehen würde; die einem verborgen blieben, weil man sich keine Zeit nimmt, sie zu betrachten; sich nicht die Zeit lässt, um für einen kurzen Moment innezuhalten und den Augenblick wahrzunehmen. Wenn wir das schaffen, diese Momente in unser Leben zu holen, dann verrät der Garten uns viel, dann „reden“ sogar die Pflanzen mit uns. Dann erzählen sie uns, wie es ihnen geht, warum sie gerade jetzt von Blattläusen befallen werden und was wir tun können. Dann sind die sogenannten Unkräuter vielleicht irgendwelche Heilpflanzen, deren Wirkungen wir nicht mehr kennen, die wir aber gerade jetzt brauchen, weil uns vielleicht ein Husten oder sonstiges plagt. Wir müssen nur zuhören, die Pflanzen beachten, achtvoll mit ihnen umgehen, dann lassen sie uns an ihrer Weisheit teilhaben, dann sind sie unsere Freunde und Helfer. Alte Kräuterfrauen werden es bestätigen, in alten Kloster- und Heilpflanzenschriften ist es zu lesen: Die Pflanzen, die wir für unsere Gesundheit brauchen, kommen zu uns in den Garten, wachsen am Haus. Wir müssen sie nicht erst lange suchen. Nur haben wir dieses alte Wissen längst vergessen und beachten es gar nicht mehr; unsere Großmütter hätten uns vielleicht noch davon erzählen können.Der Garten ist der Spiegel unserer Seele. Er zeigt uns, was funktioniert in unserem Leben und was nicht. Und gerade das entdecken wir bei unseren Gartenspaziergängen, wenn wir uns diesen Dingen öffnen. In den Momenten, in denen wir fest im Leben, mit beiden Beinen im Garten stehen und die Zeit und die Muße haben, im Augenblick, in der Wirklichkeit zu sein. Wir brauchen dazu Ruhe und Gelassenheit – im Stress, in der Hektik der Zeit gehen solche Momente verloren. Wir hören dann ihr leises Klopfen an unserer Türe im Getöse der Welt nicht mehr – obwohl wir es in solchen Augenblicken wahrscheinlich am allernötigsten hätten. Aber nicht jeder Tag beginnt so beglückend, und nicht jeder Gartenspaziergang schafft es, uns so in die Ruhe, in die Meditation zu führen, wie wir das immer gerne hätten. Da ist der Alltag, sind unsere Sorgen zu präsent, als dass wir uns ganz auf unseren Garten einlassen könnten. Doch es gibt wieder andere Tage, andere Gartenspaziergänge, an denen das möglich ist. Und das macht doch den Reiz der ganzen Sache aus, dass ein Spaziergang durch den Garten nie gleich ist, sich nicht wiederholt, sondern immer etwas Neues ist. Das liegt allein schon an der Jahreszeit, und an dem Wandel, dem ein Garten unterworfen ist. Ein Garten ist Veränderung. Um ein altes Sprichwort abzuwandeln: Nie betritt man den selben Garten ein zweites Mal. Durch diese Veränderungen, besonders im Verlauf der Jahreszeiten, möchte ich Sie in diesem Buch führen. Es sind auch immer Veränderungen in meinem Leben, Zeiten, in denen mich einige Pflanzen auf besondere Art begleiten und mir Dinge erzählen, die vielleicht nicht ganz alltäglich sind. Doch die mir immer helfen, die mir erklären und verdeutlichen, wo es gerade brennt, und was zu tun ist. Ich möchte Sie teilhaben lassen an meinen Spaziergängen, Ihnen erzählen, was mir so durch den Kopf geht, was mein Garten, was meine Pflanzen, aber auch die Tiere, die in ihm leben, mir zeigen, worauf sie mich aufmerksam machen, wenn ich mich darauf einlasse. So begeistert uns zum Beispiel ein Spaziergang im tief verschneiten Wald bei Minusgraden und Sonnenschein immer wieder. Wenn die Schneekristalle glitzern und der Schnee unter unseren Füßen knirscht, genießen wir es meist mehr, als wenn wir an derselben Stelle im Hochsommer entlang wandern. Der Winterwald mit Eiszapfen und verschneiten Tannenspitzen verzaubert uns, lässt uns an vergangene Winterfreuden denken. Wir genießen die Momente an der frischen Luft. Nur im Garten, da entziehen wir uns diesem Reiz. Ihn legen wir für eine geraume Zeit zu den Akten. Vergessen ihn einfach, oder erinnern uns bestenfalls noch an seine Fülle im Sommer. Warum beachten wir den Ort, den Platz, an dem wir im Sommer so viele Stunden verbringen, im Winter fast gar nicht? Wieso kehren wir ihm für einige Monate den Rücken? Wir durchqueren ihn achtlos. Dabei ist doch zum Beispiel der Vorgarten derjenige, der uns am Morgen, wenn wir zur Arbeit gehen, als letzter hinterherwinkt, und uns abends als erster wieder begrüßt. Wieso muss er dann so viele Monate ein Schattendasein fristen, gerät so lange in Vergessenheit? Erst die Schneeglöckchen, wenn überhaupt vorhanden, können uns im Frühling ein Lächeln entlocken. Doch ein Garten bietet soviel mehr, als nur die paar Monate Blütenfülle im Frühling und Sommer. Räumen wir ihn im Herbst nicht bis auf den letzten Halm akribisch leer, sondern lassen Gräser und Stauden stehen, dann ergeben sich im Winter bei Raureif und Schnee wunderschöne Bilder. Zusammen mit einigen dezent verteilten Immergrünen – Buchs, Wacholder oder Eibe – bilden sie das Grundgerüst des Gartens. Auch Winterschutz kann attraktiv sein, wenn man statt Vlies oder Noppenfolie Jute und Schilfmatten bzw. Tannenreisig verwendet. Außerdem gibt es viele Gehölze mit einer attraktiven Rinde, die im Winter, wenn das Laub fehlt, besonders zur Geltung kommen. Da wären zum Beispiel einige Birken zu nennen oder der Schlangenhautahorn (Acer capillipes), aber auch der sibirische Hartriegel (Cornus sibirica), der durch seine rot gefärbten Äste auffällt. Werden diese geschickt platziert, sodass sie ins Auge fallen, sorgen sie auch im Winter für einen spannenden Garten. Doch wir vergessen unseren Garten um diese Jahreszeit, streichen ihn aus unseren Gedanken und blenden ihn aus unserer Wahrnehmung aus. Er jedoch würde uns so viel geben, würde uns das ganze Jahr über Garten schenken, wenn wir ihn lassen würden, ihm eine klitzekleine Chance geben würden. Er würde es uns mit traumhaften Ansichten und atemberaubenden Momenten danken!weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-942427-84-5 / 978-3942427845 / 9783942427845

Verlag: BEST-Off-Verlag

Erscheinungsdatum: 10.04.2013

Zielgruppe: Gärtner, Hobbygärtner

Autor(en): Katrin Schumann

12,90 € inkl. MwSt.
kostenloser Versand

sofort lieferbar - Lieferzeit 1-3 Werktage

zurück