Als ich vor etwa 30 Jahren die Wissenschaft der Evolutionsbiologie zu meinem Steckenpferd machte, entwickelte sich schon bald der Wunsch, die Frage zu beantworten, ob, und wenn ja, wie eine Weltanschauung auf das Glück eines Menschen Einfluss nehmen kann. Dass Ideologien oft das Gegenstück zu Toleranz, Individualität und einer offenen Gesellschaft sind, ist den meisten Menschen durchaus bewusst. Einige von denen versprechen ihren „Followern“ gar, dass dann, wenn sie ihren Gesetzen folgen, ihr größtes Glück erst nach ihrem Tode auf sie warte und das Leben hier auf Erden nur eine Vorstufe davon sei. Tatsächlich glauben ganz viele Menschen fest daran, obwohl es allen rationalen Überlegungen widerspricht, denn das zentrale Erfolgsrezept einer Ideologie ist die Verbreitung von Angst. „Angst essen Seele auf“, lautete der 1974 entstandene Film von Rainer Werner Fassbinder. Angst behindert klare Gedanken und die Suche nach dem persönlichen Glück. Doch „Glück ist der einzige Zweck des Lebens“, hat der Dalai Lama einmal gesagt. Wenn die Macht der Gedanken, also unsere Vorstellungskräfte, groß genug sind, können sie Unglaubliches bewirken, wie nahezu alle diese „Heilsbringer“ in der Geschichte oft egoistisch und meist menschenverachtend bewiesen haben. Menschen können sich damit heilen oder auch töten. Nur wer sein persönliches Glück definieren kann und seine Mechanismen begreift, kann es auch erfahren. Dies erfordert Wissen und ein geschultes Auge mit dem richtigen Blickwinkel, der sich aber im Laufe eines Lebens immer wieder an neue Lebensumstände anpassen muss. Doch die Fähigkeit zu sehen, zu erkennen und zu denken, geht dadurch nicht verloren, denn die Gehirne aller Lebewesen sind nach dem gleichen evolutionären Plan aufgebaut. Dieser bedeutet: Probleme durch Hinterfragen, Ausprobieren, Verändern und Anpassen zu bewältigen. Unser Überleben und fast all unser Wissen verdanken wir den wenigen Mutigen, die diesen Plan vollzogen haben und nicht den Mitläufern im Mainstream. Schon immer war es der größte Traum des Menschen, die Welt um ihn herum zu verstehen und sich selbst als ein Teil von ihr zu begreifen und diesen werden wir wohl nie zu Ende träumen.weiterlesen