Meine deutsch-jüdische Kindheit im polnischen Posen
Erinnerungen eines Überlebenden und ein Wiedersehen nach 70 Jahren. 1927–1939-2009
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Aus dem Vorwort des Autors: Erinnerungen zum ewigen Gedenken
Jahrelang beschäftigte mich der Gedanke, das traurige Schicksal meiner Familie, die im Holocaust ermordet wurde, schriftlich zu dokumentieren. Fast mein ganzes Leben lang versuchte ich jedoch, die traurige Vergangenheit zu verdrängen und hütete mich davor, die Jahre der Leiden und Tränen wieder aufleben zu lassen. Selten erzählte ich von den Geschehnissen der Kriegszeit. Erst 2009 konnte ich besuchsweise in das Land zurückkehren, in dem der Tod hauste und Ströme jüdischen Blutes diese Erde überschwemmten. Erst 67 Jahre später war ich imstande, vor dem Massengrab in Belżec zu stehen (Foto S. 7), in dem meine Eltern, mein Bruder und meine Tante zusammen mit Hunderttausenden jüdischer Opfer begraben liegen. Ich konnte dem Tod meiner Lieben nicht in die Augen schauen, für mich lebten sie weiter.
Nach Jahren tauchten des Öfteren lebendige Bilder der schrecklichen Kriegsjahre auf, die meinen Alltag überschatteten und mein Gemüt belasteten. Dann machte sich das Alter bemerkbar, ich war nicht mehr der Jüngste und fühlte bereits das Drängen der Zeit, die Geschichte meiner Familie doch endlich niederzuschreiben. Mein Leben lang verfolgt mich die Frage, wie ich den Krieg überlebt habe, woher die seelischen und körperlichen Kräfte stammten, die mir halfen, jahrelange Qualen zu ertragen. Für mein Überleben gibt es keine Erklärung, doch bin ich mir sicher, dass die Kinderstube, die ich in meinem Elternhaus genoß, einen bedeutenden Einfluß auf meine seelische Standhaftigkeit und Entschlossenheit hatte, insbesondere in kritischen Situationen.
Meine Eltern haben meinen Bruder und mich mit viel Liebe und menschlichen Werten erzogen, die ich in mein Leben mitgenommen habe. In Augenblicken tiefster Not und Lebensgefahr erwachten verborgene Kräfte, die meine Sinne schärften und mein Leben retteten. Ich glaube fest daran, dass menschliche Werte, die im Elternhaus vermittelt werden, einen Menschen immer begleiten und sich zu Grundsätzen formen, mit denen ein junger Mensch selbstständig ins Leben gehen kann. Hätte ich diese Grundsätze nicht erworben, hätten mich auch pures Glück und gelegentlicher Zufall nicht retten können.
Als einziger Überlebender der Familie fühlte ich mich moralisch verpflichtet, das Schicksal meiner Familie, ihr Leben vor dem Krieg und im Laufe des Zweiten Weltkriegs bis zu ihrem tragischen Tod schriftlich zu verewigen.
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