Meine Sonnenallee
Notizen aus Neukölln
Produktform: E-Buch Text Elektronisches Buch in proprietärem
Keine Straße des berühmt-berüchtigten Berliner Bezirks Neukölln ist so verrufen wie die Sonnenallee – doch die wahren Verhältnisse sprechen eine differenziertere Sprache.
Bis zum Fall der Mauer in Berlin war Neukölln vor allem ein abgeschiedenes Quartier, eher ruhig als aufregend – ein Viertel von Losern und Abgehängten, unsaniert, die Luft gesättigt von den Schwaden der Kohleheizungen. Das Quartier um die inzwischen berüchtigte Sonnenallee war alles, aber nicht hip oder quirlig. Das hat sich nach 1989 zum durchaus freundlichen Erstaunen der Ureinwohner geändert: Die Sonnenallee ist zum Schauplatz von Aufbruch und Niedergang geworden. Hier ist kein großes Geld, hier wird nicht schick konsumiert, hier wird mit Mühsal gelebt. Berühmt, ja verrufen war die Sonnenallee besonders seit dem 7. Oktober 2023, dem Tag, an dem die Terrororganisation der Hamas Menschen in Israel massakrierte – und in Neukölln aus Freude darüber Baklava verteilt wurde. Pro-palästinensische Demonstrationen machten diese autoüberlastete Straße selbst in überregionalen Medien bekannt. Was aber macht die Sonnenallee wirklich aus, wer lebt dort, wer kommt mehr schlecht als recht über die Runden, wer will mehr vom Leben als Tagelöhnerei, wer sagt etwas zu den Umständen des Lebens, die mehr sind als alltägliche Bagatellen? Jan Feddersen lebt seit 27 Jahren an der Sonnenallee, er hat die Um- und Aufbrüche selbst erlebt und weiß, wie es rund um diese Straße tickt. »Meine Sonnenallee« ist ein Buch der Spaziergänge und Gespräche in einem Viertel rüder und zarter Verfasstheit – und eines, das zeigt, welche Fragen wir wirklich über unser Zusammenleben stellen sollten.
Jan Feddersen, geb. 1957, ist in Hamburg, im Hafenviertel der Veddel aufgewachsen. Seit 1996 lebt er in Berlin, ebenso lange in Neukölln. Er ist
Redakteur der taz, Kurator des taz lab und der taz Talks. Daneben veröffentlichte er zahlreiche Texte in Anthologien sowie Bücher zum Eurovision Song Contest und zur Identitätspolitik und ist Mitherausgeber des »Jahrbuch Sexualitäten«. Er möchte in keinem anderen Berliner Bezirk leben als in
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