Darstellungen von Melancholie bilden ein Element der Kontinuität im heterogenen Gesamtwerk Christian Dietrich Grabbes. Allerdings sind die bisherigen Ergebnisse der Grabbe-Forschung zu dieser Thematik unbefriedigend, da man sich allzu oft darauf beschränkte, Melancholie im Werk des Detmolder Dramatikers einseitig als mittelbaren Ausdruck seiner psychischen und physischen Zerrüttung zu deuten. Der literarische Eigenwert von Grabbes Melancholiedarstellungen geriet dabei zu sehr in den Hintergrund.
In dieser Studie wird eine systematische Untersuchung der von Grabbe gestalteten Melancholie vorgenommen, wobei jeder Ansatz einer übermäßigen Fixierung auf biographische oder pathologische Zugangsweisen sorgfältig vermieden wird. Der Autor weist nach, dass Melancholie in Grabbes Werk primär als reaktives Phänomen auftritt, das in ein komplexes Ursachengeflecht eingefügt ist. Gleichzeitig zeigt er auf, dass Grabbe nicht nur eine sehr spezifische Konzeption von Melancholie literarisch umsetzt, sondern sich auch, durch gezielte Überbietung oder satirische Verzerrung, von alternativen Melancholiekonzepten abgrenzt. Grabbe bemüht sich in seinem Werk um eine möglichst authentische, ungekünstelte und unprätentiöse Darstellung von Melancholie, die deutlich mehr sein soll als modischer „Byronismus“ und affektiertes Weltschmerzlertum.weiterlesen