Mit archäologischen Schichten Geschichte schreiben
Festschrift für Edgar B. Pusch zum 70. Geburtstag
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Große Tempel hat Edgar L. Pusch nicht ausgegraben. Auch kein Grab des Tutanchamun. Trotzdem ist sein Name in ägyptologischen Fachkreisen weltbekannt. Mehr als 30 Jahre lang war er als Grabungsleiter im Auftrag des Roemer- und Pelizaeus-Museums und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Ägypten, immer auf der Suche nach unentdeckten Geheimnissen der Ramses-Stadt. Dabei stieß er auf „Dinge, die nie vorher gefunden worden sind“. Seit einigen Jahren ist Pusch im Ruhestand. Nun würdigt der Verlag Gebrüder Gerstenberg seine Arbeit mit einer Festschrift zum 70. Geburtstag des Hildesheimers.
„Mit archäologischen Schichten Geschichte schreiben“ ist der Titel des Buchs aus der Reihe „Forschungen in der Ramses-Stadt“, das man sich nicht als Heftlein vorstellen darf. Im Gegenteil: Es ist ein dicker Wälzer geworden, fast 300 Seiten auf Hochglanz-Papier. „Ich war sehr überrascht“, sagt Pusch. „Ich habe mich nicht als jemanden gesehen, der so viel geleistet hätte, dass er solch eine Festschrift verdient hätte.“
Der Band richtet sich in erster Linie an ein Fachpublikum. Hier sind wissenschaftliche Aufsätze versammelt, die zum Jubilar einen – manchmal engen, mitunter weiter gefassten Bezug haben. Ehemalige Mitarbeitende des Archäologen befassen sich mit Funden der Grabungsarbeiten oder stellen Themen vor, die sich im weiteren Verlauf ihrer wissenschaftlichen Laufbahn ergeben haben. Da geht es beispielsweise um bislang unbekannte Statuetten, altägyptische Spiele, Grabfigürchen mit Flügeln („Schabtis“) oder Forschungen zum Weinanbau zur Zeit Ramses II. Einzelne Beiträge können auch für interessierte Laien spannend sein, etwa Thilo Rehrens Erkenntnisse zur Glasherstellung. „Ein wichtiger Beitrag zur Technologie-Geschichte der Menschheit“, kommentiert Edgar Pusch.
In ihrer thematischen Vielfalt dokumentiert die Festschrift die besondere Qualität von Grabungen in Siedlungen: Die einzelnen Funde mögen für sich nicht so spektakulär erscheinen wie glanzvolle Ausstellungsstücke in großen Museen. Doch anders als die Grabbeigaben eines Pharaos lassen sie nicht nur indirekte Rückschlüsse zu auf eine Zeit, die über 3000 Jahre zurückliegt. Vielmehr setzt sich Stein für Stein ein Mosaik zusammen, das eine recht genaue Rekonstruktion damaliger Lebenswelten ermöglicht.
Trotzdem muss natürlich die Frage nach den wichtigsten Funden sein. „Ach, das ist so furchtbar schwer“, seufzt Edgar Pusch, „ich hatte großes Glück und war zur rechten Zeit an der richtigen Stelle.“ Aber dann gibt er doch Auskunft: Die Großanlage für Pferde und Streitwagen, die sein Team bei Qantir fand, samt wichtiger Funde aus anderen Kulturen wie den Hethitern und Mykänern, sei ein besonderer Moment gewesen. Ebenso die Entdeckung der größten bekannten Herstellungsanlage für Bronze – in der Ramses-Stadt sei jeden Tag genug Bronze geschmolzen worden, um etwa die Hildesheimer Bernward-Türen damit zu gießen.
Der Nachweis, dass im alten Ägypten Glas hergestellt wurde, war für Pusch ein weiteres Highlight – aber auch der Fund einer kleinen Tontafel mit Keilschrift, die spezielle Verbindungen zum Reich der Hethiter offenbarte. Es sei beeindruckend, wie damals komplizierte internationale Verträge gestaltet wurden, sagt der gebürtige Düsseldorfer. „Vielleicht könnte man heute noch davon lernen.“ Eines dürfe man freilich bei allem Stolz über das Erreichte nie vergessen, betont Pusch: „Es ist nicht die Leistung eines einzelnen Menschen gewesen, sondern die eines Teams, das sich über viele Jahre entwickelt hat.“ Er sei zwar der Grabungsleiter gewesen, die Funde jedoch ein Gemeinschaftswerk.
Regine Schulz, die Leiterin des Roemer- und Pelizaeus-Museums, hat ihn schon 1984 anlässlich der Hildesheimer Sonderausstellung „Nofret die Schöne“ kennen gelernt. Sie würdigt den Kollegen als „hervorragendes Organisationstalent“, der auch in kniffligen Situation die Ruhe behielt und eine Lösung fand – wie beim Besuch des Bundespräsidenten, als eine Toilette streikte. Fachlich habe ihn die Liebe zum Detail ausgezeichnet, nur so seien die unverhofften Entdeckungen möglich gewesen.
Der Ägyptologe Thilo Rehren bestätigt das: Pusch habe über die Gabe verfügt, im Detail das Große zu sehen. Henning Franzmeier, Puschs Nachfolger als Grabungsleiter in Qantir, dankt seinem Vorgänger dafür, dass er nach dem Wegfall der DFG-Mittel dafür gesorgt hat, dass die Forschungen in der Ramses-Stadt nicht im Sande verliefen.weiterlesen
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