Moderne-Studien
Beiträge zur literarischen Verarbeitung gesellschaftlicher Modernisierungen im frühen 20. Jahrhundert
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Die Dynamisierung von Gesellschaft im frühen 20. Jahrhundert und die Auflösung allgemein gültiger Instanzen, Institutionen und eben auch Maßstäbe, die Individualisierung und Segmentierung von Verhaltensformen im Prozess der Zivilisation erfordern von jedem Einzelnen enorme Anpassungsleistungen, sei es als Synchronisierung, sei es als Rekonstruktion von fester Ordnung. Kaum verwunderlich ist es also, wenn dieser Prozess sich in den Aktivitäten gesellschaftlicher Gruppen wie in ihren literarischen Produktionen wieder findet.
Der Kursus der Moderne-Studien folgt einigen Strängen der zugleich gesellschaftlichen wie literarischen Entwicklung, im ersten Teil der Frage etwa nach dem richtigen oder falschen Handeln (Max Mohr), der Frage nach der Emanzipation des Individuums am Beispiel der Selbstbefreiung der Jungen (Ewige Jugend), die Beschreibung der Dynamik der Gesellschaft (Benjamin-Lektüren) und der Monadisierung (Nomaden, Monaden). Die Beiträge des zweiten Teils folgen dem teils abschüssigen, teils widersprüchlichen, teils unentschiedenen Kurs der Republik, der sich nicht zuletzt im Verkehrs-Topos (Tempo, Karambolage) oder in der Diskussion der literarischen Modernität des Nationalsozialismus (Goebbels’ Moderne) wieder finden lässt. Die Exempel Ernst Wiechert, Karl Heinrich Waggerl und Heinrich Hauser machen zweierlei deutlich: Zum einen ist unser Verständnis der Autorinnen und Autoren der Weimarer Republik und des Dritten Reichs wie ihrer Texte von ihrer Zuordnung zum Nationalsozialismus bestimmt. So muss fast zwangsläufig ein Ernst Wiechert, der von den Nazis in Haft genommen wurde, ein Autor der Inneren Emigration sein, während ein Karl Heinrich Waggerl, der sich – als Österreicher – bereits vor 1938 zum Nationalsozialismus bekannte und ungeschoren durch das Dritte Reich kam, wohl eindeutig der Blut-und-Boden-Literatur zuzurechnen ist. Was ist aber nun mit einem Heinrich Hauser, der einerseits den S. Fischer-Verlag dazu zwang, eine Widmung an Hermann Göring in sein Flieger-Buch zu nehmen, andererseits nach 1938 emigrierte?
Zwei Beiträge des abschließenden biographischen Teils nehmen zum einen die Frage nach der politischen Orientierung und ihrer Beziehung zu Schreibweisen, Themen und Motiven wieder auf (Hauser, Huch). Die beiden anderen (Brecht, Thelen) konzentrieren sich hingegen darauf, wie sich Autoren auf dem literarischen Markt einführen und behaupten und dabei, wie im Falle Brechts, auch zu neuen Lösungen kommen, wie denn im 20. Jahrhundert unter industriellen Bedingungen Texte herzustellen sind.weiterlesen
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