Modernes Deutsches Drama, Band 2: 1933 bis 1970er Jahre
Kritik und Interpretation
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Band 2 von Franz Norbert Mennemeiers „Modernes Deutsches Drama“ setzt mit gutem Grund ein bei dem hervorragenden Theater des deutsch-ungarischen Dichters Ödön von Horváth. Sozusagen am Vorabend der Nazi-Herrschaft entstanden, alsbald unterdrückt und für lange Zeit in Vergessenheit geraten, erlebte dieses Theater in den 60er Jahren eine regelrechte Renaissance. Noch heute ist Horváth auf den Bühnen und selbst im Fernsehen präsent. Das nächste Kapitel knüpft an die ausführlichen Brecht-Analysen des ersten Bandes an. Es skizziert mit Hilfe einer kombinatorischen Lektüre diverser einschlägiger Texte die hochinteressante Brechtsche Faschismustheorie. In eindringlichen Einzelinterpretationen werden Vorzüge und Grenzen der dezidiert antifaschistischen Stücke Brechts, vor allem der im Exil verfaßten („Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“, „Furcht und Elend des Dritten Reiches“, „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, „Schweyk im Zweiten Weltkrieg“ u.a.), herausgestellt. In scharfem Kontrast zum Werk dieser beiden Autoren, des „bürgerlich“-liberalen, kritisch-realistischen Horváth auf der einen Seite, des vom Marxismus inspirierten Brecht auf der anderen, wird dann ein Bild von der Dramatik in den schlimmen Jahren 1933 bis 1945 gezeichnet. Der Leser gewinnt eine aufschlußreiche Anschauung von der aggressiven Nazi-Kulturpolitik. Er erhält Einblick in jenen von den Propagandisten des Dritten Reichs beförderten kulturellen Verfallsprozeß, in dessen Verlauf Traditionsbestände deutsch-idealistischer Provenienz, vor allem eine altehrwürdige europäische Theorie der Tragödie, sich ins Gegenteil ihrer selbst verkehrten. Am Beispiel von damals tonangebenden Autoren wie Paul Ernst, E. Bacmeister, C. Langenbeck, H. Baumann wird dieser Vorgang im einzelnen herausgearbeitet. Am Beispiel Hanns Johsts („Schlageter“, 1933) wird eine ähnlich fatale Entwicklung, nämlich die vom Expressionismus zum Faschismus, verdeutlicht. Im folgenden schildert der Verfasser, wie sich nach 1945, z.T. gegenüber dem zunächst zum Zug kommenden überlegenen Theater des Auslandes, allmählich eine eigenständige deutschsprachige Dramatik herausbildet – von Wolfgang Borchert, Dramatiker der sogen. „Stunde Null“, über das humanistisch engagierte Theater Max Frischs und Friedrich Dürrenmatts bis hin zu Peter Weiss. Weiss erlangte in den wildbewegten 60er Jahren, u.a. mit Stücken wie „Marat/Sade“ und „Die Ermittlung“, große politische Bedeutung. Er wird hier dementsprechend ausführlich gewürdigt. In jener Periode drehte sich der maßgebliche öffentliche Diskurs, noch immer unter dem Trauma der Nazi-Katastrophe stehend, erneut mit Vehemenz um das Thema der Revolution. Insbesondere die junge Generation ließ sich von der scheinbar ungebrochenen Faszination bestimmen, die von dem Begriff des Sozialismus ausging. Band II von Mennemeiers „Modernes Deutsches Drama“ verfolgt diese inzwischen für manchen Betrachter historisch wirkende Diskussion bis in die Dramatik und Ästhetik der sogen. „sozialistischen Übergangsgesellschaft“ der DDR, in welcher der späte Brecht u.a. mit seinen „Katzgraben-Notaten“ noch einmal eine wichtige theoretische Rolle spielte. Mit Kapiteln u.a. über nach wie vor viel beachtete Autoren wie Forte, Hochhuth, Handke, Walser, Bernhard, Kroetz, Turrini, Bauer führt dieses Buch zugleich dicht an das Drama und Theater der Gegenwart heran.weiterlesen
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