Gaston Richard entwickelt eine Soziologie der Solidarität, die als das zur Emile Durkheim-Schule ernsthaftere alternative soziologische Programm in der französischen Soziologie betrachtet werden kann. Diese Soziologie der Solidarität wird auf Grundlage eines relationalen, aus der Moral gewonnenen Ansatzes entwickelt, der anhand einer historischen Soziologie des Rechts hinsichtlich einer Erkenntnis-Aktion – einer soziologischen Erkenntnis, die praktische Handlungsanleitungen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme anbietet – verarbeitet wird. Einer Erkenntnis-Aktion, die die harmonische Entwicklung der Nationen und ihrer Beziehungen untereinander im internationalen Kontext fördern soll. Die vorliegende Monographie zeigt detailliert, wie Richard sein Instrumentarium aufbaut und seine Soziologie nach dem Ersten Weltkrieg in zwei Hinsichten radikalisiert. Diese Radikalisierung erfolgt in Bezug auf die deutsche Soziologie einerseits, deren Einflussnahme auf die französische Soziologie Richard im Namen seiner Auffassung des Staates und des Völkerrechts grundsätzlich ablehnt. Andererseits betrifft sie Richards Engagement in der von Pfarrer Freddy Dürrlemann gegründeten protestantischen Stiftung . Gemeinsam verteidigten sie einen identitären Nationalismus, den Richard vergeblich versuchte, mit seiner Soziologie der Solidarität zu verbinden, um die französische Soziologie neu zu definieren und auf neue Schienen zu bringen. Der Band schließt mit Richards bibliographischem Werk, einer Liste seiner akademischen Lehrveranstaltungen und einem unbekannten Text Richards (in französischer Sprache) zum italienischen Faschismus ab. weiterlesen