Struktur und Gestalt in der komponierten Kunstmusik, insbesondere seit 1950
Produktform: Buch
Musikmorphologische Untersuchungen sind rar. Verglichen mit der Unmenge an kontrapunktischen Lehrbüchern und Harmonie- und Formenlehren nimmt sich das Schrifttum zur musikalischen Morphologie eher dürftig aus. Zudem fehlen Explikationen ihrer theoretischen Grundlagen weitestgehend.
Die vorliegende Arbeit versucht, dieses Desiderat zu beseitigen. Sie fragt: Was ist eine musikalische Morphologie? Was sind musikalische Strukturen? Und was sind musikalische Gestalten? Aus welchen Elementen setzen sich letztere zusammen, und mit welchen Begriffen lassen diese Elemente beschreiben? Schließlich: Wie führen all diese theoretischen Überlegungen zu einer technisch präzisen Analyse musikalischer Gestalten?
Dieses Buch ist also dreierlei in einem: Begriffsgeschichte, Theorie und Analyse. Es gibt einen Überblick über Begriffe, führt neue ein und skizziert Darstellungsmethoden, mit denen sich musikalische Gestalten beschreiben lassen. Kernpunkt der Argumentation ist, dass die musikalische Morphologie den Bereich des Hörbaren genauso wie jenen des Nicht-Hörbaren, gleichsam musikalisch Subkutanen zu berücksichtigen habe, dass sie von den musikalischen Gestalten und ihren abstrakten Konterparten, den musikalischen Strukturen, handeln müsse. Die musikalische Morphologie wird verstanden als die Lehre von den Gestalten und den Strukturen.
Besonderer Aufmerksamkeit wird der posttraditionellen Musik zuteil, und zwar jener, in der die traditionellen Konzepte wie „Motiv“, „Melodie“ oder „Thema“ ihre Bedeutung verloren haben. Aus der Fülle an Gestalttypen der Musik nach 1950 werden zwei herausgegriffen, die sich besonders vehement von den älteren Gestalttypen unterscheiden: die Figur, wie sie sich in der Musik Brian Ferneyhoughs findet, und die Masse, wie sie der Musik Iannis Xenakis’ eigentümlich ist.weiterlesen