Münchener Vorlesungen zur Grundlegung der Philosophie
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Abgesehen von der subjektiven, sich aus der täglichen Arbeit an der Philosophie eher beiläufig ergebenden Auffassung, daß es mittlerweile wieder an der Zeit sei, ein Lehrbuch der Philosophie zu verfassen, gibt es im wesentlichen noch zwei weitere Aspekte der Motivation, die ein solches Unternehmen zu begründen helfen: Der erstere Aspekt betrifft die Zeitdiagnostik, der letztere zielt auf die anthropologische Begründung des Philosophierens insgesamt. Was den ersteren Aspekt angeht: Die Philosophie ist in der heutigen Zeit wieder einmal dem Angriff zweier Tendenzen ausgesetzt: Zum einen wird ihr (der Philosophie) Begriff inflationär beschädigt, weil viele Leute glauben, daß gewöhnliches Nachdenken bereits schon Philosophieren sei. Damit geht nicht nur eine explizite Trivialisierung einher, sondern auch eine zunehmende Professionalisierung (in dem Sinne, daß immer mehr die Meinung vorherrscht, die Tätigkeit des Philosophierens könne von jeder beliebigen Person ohne besondere Vorbereitung ausgeübt werden). Dieses Mißverständnis grassiert nicht nur im gegenwärtigen Alltag, sondern greift auch auf jene aus, die es von Berufs wegen besser wissen müßten. Schließlich wird durch das erst seit kurzem in großem Ausmaß verstärkte Phänomen der gezielten Falschnachrichten (Fake News) und der Alternativen Fakten der Wissenschaftsbegriff selbst, welcher dem Philosophiebegriff seinerseits zu Grunde liegt, immer stärker relativiert, in Frage gestellt und dadurch beschädigt, so daß es immer mehr auch an Orientierung in der Welt mangelt und zentrale Denkkriterien verlorenzugehen drohen, die den Denkfortschritt der letzten drei Jahrhunderte überhaupt erst ermöglicht haben. Fangen wir ersteinmal damit an, die Zusammenhänge im Detail zu beleuchten, dann wächst die Komplexität des Stoffes so schnell an, daß wir alsbald die Auffassung gewinnen, alles hänge mit allem zusammen. Aber diese Einsicht selbst ist leer, solange man nicht auch noch zu erklären unternimmt, auf welche Weise alles mit allem zusammenhängt. Und hierbei stoßen wir auf einen Hauptaspekt der anthropologischen Begründung des Philosophierens, die metaphorisch oft als ein Ausgangspunkt des Staunens (thaumazein) bezeichnet worden ist: Das ist deweiterlesen
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