"Wer für Geige schreibt, schreibt ab. In Schönbergs Tradition stehen heißt, mit ihm zu brechen. Komponieren heißt, ein Instrument klauen. Originale kann man kopieren, Originalität nicht. Auch die sperrigste Kunst wird ein Millionenpublikum erreichen – allerdings auch erst im Laufe von Millionen Jahren. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass Kunst nichts Eingerahmtes ist, das man von außen betrachtet; vielmehr bildet sie »in der Welt« situative Verdichtungen, punktuelle Überhöhungen, welche ihre Ausläufer in alle Richtungen haben. Das heißt zum Beispiel, dass Kunst heute, mehr denn je, in der medialen Auffächerung lebt. In meinem Fall ist die Musik das ästhetische Zentrum, aus dem dann auch konzeptuelle Performances, dokumentarische Videos und: Texte hervorgehen. So befasst sich der vorliegende Schriftenband, nach meinem 2009 im Wolke-Verlag erschienenen Buch Programming Electronic Music in Puredata, das rein technisch ausgerichtet ist, nun mit den expressiven Gehalten und ihren Zusammenhängen. Sein zentrales Motiv ist eine Ästhetik des Aneignens und Veränderns bestehender Musik; sie beruht auf den Innovationen der digitalen Revolution. Von Anfang an habe ich dafür das Etikett »Musik mit Musik« verwendet, darum trägt auch dieses Buch den Titel. Die 30 Texte sind chronologisch geordnet, damit kenntlich wird, dass sich im Lauf der Zeit Meinungsänderungen ergaben, Fragen sorgfältiger angegangen oder auch wieder vereinfacht wurden. Der Stil der Texte variiert, je nach Thema und ursprünglichem Publikationsorgan. Als Haupttexte können die zwei Aufsätze Medien der Komposition und Zum ›Materialstand‹ der Gegenwartsmusik angesehen werden." Johannes Kreidlerweiterlesen