Die "Besetzungscouch" wurde das wichtigste Requisit von Ruth Beckermanns neuem Film, "Mutzenbacher".
Im aufgeräumten Setting einer ehemaligen Sargfabrik inszeniert die Filmemacherin ein Casting, bei dem 100 Männer verschiedenen Alters und unterschiedlicher sexueller Orientierung jeweils Passagen aus der mehrheitlich nur vom Hörensagen her bekannten "Geschichte einer Wienerischen Dirne"(1906) lesen.
Die Regisseurin selbst hält sich im Off, stellt manchmal Fragen, verwickelt die Herren in Diskussionen, auch untereinander: Es geht um die Sprache der Pornografie, um Formen des Missbrauchs, persönliche Bekenntnisse. Eine hochkomplexe, von Beckermann ohne jede Schnörkel gestaltete Geschichte, die an ihren Bachmann-Celan-Dialog "Die Geträumten" genauso denken lässt wie an "Jenseits des Krieges", ihren Film über Besucher der Wehrmachtsausstellung.weiterlesen