Dass für Elias Canetti Mythen einen hohen Stellenwert in Leben und Werk einnehmen, hat er oft betont. Der genaue Umriss des Begriffs blieb jedoch lange ungeklärt. Die vorliegende Studie verfolgt das Motiv des Mythos durch Canettis Werk – und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Der Dichter umgeht die klassischen Mythen der Antike und entwickelt stattdessen einen höchst eigenständigen Begriff, der sich durchgängig in seinen poetischen, autobiographischen wie auch theoretischen Schriften findet. Mythos wird bei Canetti zum Medium für die ureigentlich-menschliche Fähigkeit der Verwandlung und damit zum Fluchtpunkt seines literarischen Strebens. Die Bedeutung des Mythos als zentrale Instanz im System Canetti wird so erstmals aufgedeckt, zugleich wird ein konsistenter Blick auf das heterogene Werk des Dichters ermöglicht.weiterlesen