Der Band "nachspielzeit" apostrophiert heutige Befindlichkeit zwischen Müdigkeit und Aufbäumen. Mit dem Sensorium des Feldforschers wendet sich ein „leistungsloser“ Drifter den Soziotopen von Budensteherinnen, Kneipengängerinnen und Daheimsäuferinnen zu. Weit entfernt von jeglicher Glorifizierung erzählt Lata vom Saufen als Mittel gegen Entgeisterung und mixt in die Biertrübnis von Essen, Gelsenkirchen und anderswo scharfsinnige Destillate kritischer Theorie und situationistischer Analyse. In trockenen Klosprüchen, spritzigen Kalauern und beim delirierenden Fabulieren lässt der Autor das Sujet Alkohol als poetischen Treibstoff wirken, während die Brüchigkeit und Zersplitterung von Beobachtungen, Notaten und Mikroerzählungen der Deformation und dem Zerfall von Bewusstsein und Körper Evidenz verleihen. Zusammengehalten werden Latas Arrangements von den „rüttmen“ seines Reviers: ein rülpsender Baum, die bellende Tram, tönende Laternen und Latrinen orchestrieren ein Soundsystem kräftiger Widerrede. Durch gezielte Verrückungen von Idiomatik und Common Sense gelingt es dem Autor, Gegensinn zum falschen Gegebenen gleichsam aus der Sprache selbst herausfließen zu lassen. Mariusz Lata erweist sich in seinem Debüt als Virtuose nüchterner Lakonik und heiteren Understatements.weiterlesen