Wulf Kirsten verstand sich als ein Landschafter. Dichtung hatte für ihn die Welt nicht zu verschönern, sondern ihre verletzliche Schönheit mit nüchternen Worten, so präzise wie möglich, zur Sprache zu bringen. Diese Kunst der genauesten Benennung in widerborstiger Sprache, die sich um so tiefer einprägt, je weniger leicht sie sich konsumieren läßt, zeichnet auch die vorliegenden späten Nachlaßtexte aus, mit denen Wulf Kirsten, spielerisch pendelnd zwischen Essay und Erzählung, noch einmal in die Landschaft zurückkehrt, die ihn hervorgebracht hat: die Erde bei Meißen. Wulf Kirsten, 1934 geb. in Klipphausen bei Meißen, einer der wichtigsten Vertreter der Sächsischen Dichterschule, Lyriker, Prosaist und Herausgeber, nach einer Lehre als Handelskaufmann tätig als Buchhalter, Sachbearbeiter und Bauarbeiter, 1960 Abitur an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät Leipzig, ab 1965 Lektor im Aufbau Verlag in Weimar, seit 1987 freier Schriftsteller, 1989 Mitbegründer des Neuen Forums Weimar; zahlreiche Auszeichnungen: u.a. Ehrendoktor der Friedrich-Schiller-Universität-Jena 2003; Joseph-Breitbach-Preis 2006; Thüringer Literaturpreis 2015; er starb am 14. Dezember 2022 mit 88 Jahren. Susanne Theumer ist eine Meisterin der Kaltnadelradierung, die Grautöne zum Leuchten bringt. Sie hat mehrere Künstlerbücher mit Texten von Wulf Kirsten gestaltet. Eine Vorzugsausgabe von „Nachtfahrt“ mit zwei Original-Radierungen ist nur über den Herausgeber erhältlich: www.edition-ornament.de.weiterlesen