Die neun Short Stories in „Nachts sind alle Katzen“ lassen die Ambivalenzen weiblicher Erfahrungen schmerzhaft spürbar werden. Es geht um Freundschaften zwischen Frauen, um Pferde, Nippelpiercings, Katzen, erste Jobs, Machtverhältnisse, Einsamkeit, Abhängigkeiten, weibliche Wut, Sex und weibliche Körper, aus denen Haare wachsen und andere die erschöpft sind und einfach nur liegen wollen.
In der titelgebenden Story besucht die Erzählerin zwei Jugendfreunde in der provinziellen Heimat. Gemeinsam lachen sie über die alten Geschichten. Darüber, wie der eine sie nachts mal nach Hause fuhr und nur so zum Spaß im Wald anhielt.
Nina Heller schreibt eindringlich und sprachlich präzise. Schonungslos kitzelt sie den Horror und die Absurdität im Banalen heraus. In den Wohnungen lauern Schatten, die Lichter in den Unterführungen flackern und ewig hallen die Schauergeschichten, mit denen jede einzelne von den Frauen aufgewachsen ist, wider. Hinter den individuellen Erfahrungen scheint stets die strukturelle Sozialisation zu guten Mädchen durch und der ewige Kraftakt, den es für die Frauen bedeutet, sich von dieser zu lösen.
Die Erzählerinnen fragen sich: Wer bin ich, wenn mich niemand sieht, wenn ich ganz für mich bin? Die Erzählerinnen eint die Suche nach ganz persönlichen Rückzugsorten in einer Welt, die nicht Polly Pocket ist und in der Hosen für Frauen sowieso keine Taschen haben.weiterlesen