Die didaktische Diskussion wird durch verschiedenartige, oft kontroverse Ansätze bestimmt. Übersicht und Klärung der Positionen werden erleichtert, wenn man Abstand zu gewinnen sucht, indem man die didaktische Entwicklung in einem anderen Lande mit ihren eigenen Bedingungen dagegenhält. Hierzu eignet sich die vorliegende, aus der Dissertation des Autors Detlef Kuchenbecker entstandene Studie zur Didaktik des naturwissenschaftlichen Unterrichtes in der Sowjetunion. Die Arbeit leistet eine Befruchtung der Diskussion in mehrfacher Hinsicht. Einmal ist an ihr die Abhängigkeit didaktischen Denkens von Gesellschaftsordnung und Ideologie zu studieren. Die zentralen Themen der didaktischen Problematik wie das Verhältnis von Ziel, Inhalt und Methode, das Verhältnis von allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik, Prinzipien der Lehrplankonstruktion, das Problem des fächerübergreifenden Unterrichtes u. a. geraten in einen neuen Kontext, der die uns geläufigen Problemzusammenhänge „verfremdet“ erscheinen lässt. Kuchenbecker hat eine große Zahl von Lehrplänen in Übersetzung zugänglich gemacht. So ermöglicht die Studie zum anderen einen Vergleich der didaktischen Theorien und des Prozesses der Theorienbildung in der Sowjetunion und in der Bundesrepublik Deutschland. Die Konzentration der Untersuchung auf die Didaktik der Naturwissenschaften hat eine exemplarische Funktion, indem die allgemeindidaktische Erörterung an fachdidaktischen Beispielen entwickelt wird.weiterlesen