Rund um die Welt finden sich ex nihilo auf der „grünen Wiese“ entstandene Hauptstädte: Brasilia, Canberra, Islamabad, Putrajaya und manche mehr. Myanmars 2005 neu bezogene Hauptstadt Naypyitaw hat manches mit diesen Neugründungen gemein, zahlreicher sind jedoch ihre Eigenheiten, und gewiss ist sie der am wenigsten urbane Regierungssitz.
In diesem Essay geht es um die Stellung Naypyitaws im Kontinuum der myanmarischen Geschichte und die politischen Umstände, unter denen das Unionsterritorium zustande kam. Dabei wird gefragt, wie sich der Hegemonieanspruch des Militärs in der totalitären Topographie des enormen, 7.045 km2 großen Gebietes utopischer Leere niederschlägt.
Der Autor betrachtet die Oberfläche des Siedlungsgebildes und sucht nach den darunterliegenden bzw. sich darin ausdrückenden Bedeutungsschichten. Entstanden ist eine Interpretation Naypyitaws durch einen Außenstehenden, dessen Vorstellungen an herkömmlichen Stadtstrukturen Asiens und Europas orientiert sind.weiterlesen