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Neue Gleise auf alten Wegen II: Jüdendorf bis Gröbers (Archäologie in Sachsen Anhalt / Sonderb.) 26

Jüdendorf bis Gröbers

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Vorwort: Seit dem Winterfahrplan 2015/16 verkehren auf der ICE-Neubaustrecke zwischen Erfurt und Leipzig/Halle regelmäßig Züge. Der heutigen Nutzung gingen rund 25 Jahre archäologische Arbeiten voraus. Mit den ersten Prospektionen Anfang der 1990er-Jahre war die archäologische Begleitung der Trasse, die Teil des »Verkehrsprojektes Deutsche Einheit« ist, bereits in die Streckenplanung involviert. Das Verständnis der Bauherrin für den Erhalt der obertägigen Denkmale fand sich bereits in den Planungen, wo im Ergebnis des Planverfahrens die Streckenführung Rücksicht auf den Feldherrenhügel bei Bad Lauchstädt nimmt. Die eigentlichen Ausgrabungen schließlich erfolgten in den Jahren 1994 bis 2013 und verteilten sich auf gut 30 km lange Teilabschnitte (Abb. 1). Acht Grabungsteams mit etappenweise über 150 Mitarbeitern untersuchten dabei die einzelnen Abschnitte flächendeckend. Dem zuständigen Gebietsreferenten, Matthias Becker, ist wie allen örtlichen Grabungsleitern und -mitarbeitern für die ausgezeichnete über mehrere Jahre geplante und mit größtem Engagement und Übersicht geleistete Arbeit zu danken, die zu einer herausragenden Fülle und Qualität an Befunden und deren Dokumentation führte. Durch standardisierte Bergungsabläufe, Probenstrategien und ergänzende anthropologische wie radiometrische Untersuchungen wurde ein in seinem Umfang wohl bislang einzigartiger archäologischer Datenfundus generiert, dessen Auswertung die sachsen-anhaltinische Landesarchäologie noch die nächsten Jahrzehnte beschäftigen wird. Grundlage für die erfolgreiche jahrzehntelange Zusammenarbeit waren vor allem das Wissen der verantwortlichen Bauherren um den Reichtum und die Qualität archäologischer Quellen im Baufeld und das Bewusstsein um die Verantwortung, diese angemessen zu dokumentieren und damit unser kulturelles Erbe zu sichern. Für diesen engagierten Umgang mit den Zeugnissen unserer Vergangenheit gebührt den Vertretern der DB und der DB-Projektbau besonderer Dank. Während der Grabung fand stets eine enge vertrauensvolle Abstimmung zwischen allen Beteiligten statt, aus der sich ein weitgehend reibungsloses Miteinander ergab. Auf der Querfurter Platte, der Lössebene zwischen Unstrut und Saale, die im vorliegenden Doppelband schwerpunktmäßig behandelt wird, war bereits im Vorfeld mit einer Vielzahl an Funden zu rechnen. Das reale Fundaufkommen, die ausgezeichnete Erhaltung aber auch die Befunde selbst übertrafen die Erwartungen der Archäologen bei Weitem. Allein ein Blick in die Dauerausstellung des Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle macht deutlich, wie dieses Großprojekt die Kenntnis unserer prähistorischen Vergangenheit verändert hat. Einige wenige Beispiele mögen hier genügen: So gelang beispielsweise der Nachweis der langen Strecke eines mittelbronzezeitlichen Altweges, der sicherlich nicht zufällig in Richtung der heutigen ICE-Trasse verlief, sondern sich wie diese am Landschaftsverlauf orientierte. Neben zahlreichen Siedlungsresten der verschiedensten Zeitepochen wurden hunderte bedeutender Grab- aber auch Opferfunde entdeckt. Hier sei nur auf die Handwerkergräber der Schnurkeramik sowie die Gräber der Glockenbecherkultur verwiesen. Deren langgestreckte Verteilung, ebenfalls entlang der ICE-Trasse und des mittelbronzezeitlichen Weges, lässt sich am besten durch die Lage an einem weit älteren, endneolithischen Altweg erklären, ähnlich wie wir dies von römischen Gräberstraßen kennen. Schließlich sei noch ein spätbronzezeitlicher Opferfund herausgegriffen, der sich unter dem abgetrennten Kopf und der Hand eines älteren Mannes befand. Es freut uns ganz besonders, dass sich Hunderte von Besuchern am »Tag des offenen Denkmals« 2010 ein Bild der Ausgrabungen machen konnten. Mit fast 500 Seiten werden nun die ersten Ergebnisse der archäologischen Arbeit präsentiert – ein Volumen, das dem fundreichen Areal als erste knappe Übersicht Rechnung trägt, und das sicherlich den ein oder anderen Anreiz auch für fachliche Diskussionen und kontroverse Interpretationsansätze aber auch weitere Publikationen zu liefern vermag. Harald Mellerweiterlesen

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Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-944507-47-7 / 978-3944507477 / 9783944507477

Verlag: Landesamt f. Denkmalpflege u. Archäologie Sachsen-Anhalt

Erscheinungsdatum: 11.12.2017

Seiten: 488

Herausgegeben von Harald Meller, Matthias Becker

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