Anfang 2020, als die Coronapandemie Europa erreichte, war der Roman mit dem Arbeitstitel »Vacua in Aporia« (Leerräume in der Ausweglosigkeit) zu Dreiviertel fertig geschrieben. Inspiriert durch ein Zitat des Künstlers Wim Delvoye von 2017, publiziert im Schweizer „Kunstbulletin“*, entwickelte Jennifer Bennett eine Story, die eine Gesellschaft nach der Machtübernahme einer technokratischen Elite mit dem Namen »Thynatec« beschreibt. Viele Bewohner*innen der Städte sind zugleich Spielfiguren der Thynatecs und sollen Gerüchten zufolge nun in den Städten eingesperrt werden. Die alte Welt, ihre Paradigmen und Kulturgüter sollen vernichtet werden. Es gibt jedoch »freie Zonen« auf dem Land, wohin die Städter zu fliehen versuchen. Wird dies gelingen, sind die Pläne der Thynatecs wirklich wahr oder nur ein Gerücht, und gibt es auch in den »freien Zonen« eine hierarchische Struktur?
Den Roman während der Coronakrise fertig zu schreiben, war nicht leicht, denn plötzlich schien sich Erfundenes, durch die Fantasie Stürmendes der Realität anzunähern. Auch im Roman ist die Gesellschaft in verschiedene sich bekämpfende Gruppen gespalten. Keine Gruppe lässt sich jedoch als »die Gute« ausmachen, die Ambivalenz bekommt so den ihr angemessenen Stellenwert.
* Zitat des Künstlers Wim Delvoye im Kunstbulletin 9/2017
»Wir sind sleep walker, bereiten große Dinge vor, die kommen werden. Ich bin zwar optimistisch, habe jedoch so eine Spengler’sche Sicht auf die Welt. Wenn das Ende kommt, werden wir die Party unauffällig verlassen, im MONA des Sammlers David Walsh in Tasmanien in Sicherheit vor einem riesigen Flachbildschirm sitzen und uns den Untergang ansehen. Schade nur, dass wir das frisch vergossene Blut nicht werden riechen können!«weiterlesen