'Ein toter Mensch versuchte dadurch, dass er ein wenig verschwitzt war und zugleich kalt wurde und gebrochene Augen bekam, zu erzählen, wie es war zu leben oder wie es gewesen war. Marugg konnte förmlich zusehen, wie der Daliegende kalt wurde, wie er Stück für Stück sein Leben ablegte. Scheisse, dachte Marugg. Scheisse, Scheisse, Scheisse. So heisst es irgendwo im Text. Eben noch schien alles nebeneinander möglich: Beruf, Gesundheit, Ehe. Aber plötzlich ist für den bald sechzigjährigen Detektivwachtmeister Marugg nichts mehr selbstverständlich. Unübersehbar beginnen die Sicherheiten des Lebens zu bröckeln: Die Ehe funktioniert nicht mehr, in der Arbeit kommt er mit dem neuen Führungsstil und den modernen Arbeitsmethoden nicht zurecht, nach einem Doppelmord veranstaltet die Boulevardpresse eine Hatz auf ihn, und mit dem Pissen ist es hoffnungslos. Kurz, der Gegenwart ist kaum mehr zu trauen. Die Art von Maruggs Beobachten, seine Blickführung und sein Befinden muten uralt vertraut an, sofern man es erzählen kann. Sich durchbeissen und immer wieder Schläge einstecken – das erkennt er als den einzigen Weg und giesst die Gegenwart ein in das unabänderliche Es war einmal. Weil er aber weiter nach Liebe, Hoffnung und Geborgenheit sucht, verliert er nicht all seinen Optimismus. Markus Moors Roman erzählt Geschichten von den Grenzen und den Grenzerfahrungen eines Alltags.weiterlesen