Nikolaus von Kues' (1401-1464) Leben als Kirchenpolitiker und Kardinal führte ihn durch das damalige Europa, bis er von seinem Freund, Enea Silvio Picolomini, der seit 1458 als Papst Pius II. regierte, nach Rom berufen wurde. Die Welt an einem tiefgehenden Zeitenbruch im 15. Jahrhundert spiegelt sich exemplarisch in seinem Leben und Denken.
Das Problem der Konfrontierung mit dem Islam führt zu seiner ‚Prüfung' des Koran', die interkulturelle und interreligiöse Perspektiven entwickelt, diese aber mit einer strikten Grenzsetzung verbindet: der Tod ereilte den Cusaner während der Vorbereitung eines Kreuzzugs gegen die Türken im August 1464. - Mit seiner Schrift ‚Vom Frieden zwischen den Religionen' (1453) deutet der Cusaner der Vermittlungs- und Pazifizierungskraft des ‚verbum', Christi, und der Vernunft an: jener Friede soll aber, gemäß christlicher Vorstellung, erst im himmlischen Jerusalem geschlossen werden können.
Interkulturelle Strukturen weist Cusanus' Philosophie aber nicht nur vor dem Zeithintergrund, sondern auch in sich selbst auf: Sie verbindet ost- und westkirchliche Motive, Platonismus und Aristotelismus, nicht zuletzt über die arabische Tradierung des Corpus Aristotelicum, Mystik und Rationalität geometrisch mathematischer Weltdarstellung und schließlich negative Theologie mit dem neuen, auf die Renaissance vorausweisenden Selbstverständnis des Menschen als ‚Maß aller Dinge', an dem sogar Gott zu messen sei und der Emanzipation der freien, ‚laienhaften' Menschenvernunft (in den Idiota-Schriften von 1450).
Die interkulturelle Einführung geht den Versuchen des Cusaners, um die je eigene Weltecke zu sehen und ihren kontingent bedingten Grenzen nach, sie schöpft aber auch aus den zentralen Kategorien seiner Philosophie wie dem ‚Poss-Est' (Können-Ist) oder dem inklusiven Wahrheitsbegriff Kategorien für das heutige interkulturelle Gespräch.weiterlesen