Normative Strukturen im Ethnographischen Dokumentarfilm
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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 1,0, Universität Siegen, Veranstaltung: Normative Strukturen in der Medienproduktion, 27 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die folgende Arbeit untersucht das Genre des ethnographischen Films auf seine normativen Strukturen. Zu unterscheiden sind hier zwei interdependente Ebenen: das Normenset genre-konstitutiver Elemente und die damit verbundene Artikulation sozialer Normen. Als Ausgangsposition dient die Annahme einer strukturellen Beziehung zwischen medialen Formen und Normativität (vgl. Leschke: 219-254). Im audiovisuellen Bereich fußt der Beweis solch einer Beziehung dabei größtenteils auf Analysen fiktionaler Genres und Formate. Ein analoges Verhältnis im nonfiktionalen Bereich wird angenommen. Eine moralische Aufladung lässt sich genreübergreifend am Beispiel einschlägiger US-amerikanischer Spielfilm-Produktionen zeigen. Als allgegenwärtige medienspezifische Prämisse gelten ökonomische Zwänge, die zu einer Konfirmation von bestehenden, gesellschaftlich akzeptierten und meist religiös fundierten Moralvorstellungen führen. Die Artikulation gewisser Normensets vollzieht sich dabei am deutlichsten über die Satzung einer konflikthaltigen Handlungsführung sowie einer dichotomisch angelegten Figurenkonstellation: Die Opposition von Protagonist und Antagonist fördert normative Attribute zu Tage, welche im Rahmen eines konventionellen Handlungsverlaufs hierarchisiert und bewertet werden. Der Konnex zwischen Narration und Norm scheint somit evident: „Sobald Handlungen und deren Träger auf der Bildfläche erscheinen, sind automatisch auch die zugehörigen Normensysteme involviert“ (ebd.: 224). Die Allgemeingültigkeit dieser Aussage zu prüfen, auch für periphere Genres, wie des ethnographischen Dokumentarfilms, ist das Ziel dieser Arbeit. Als methodisches Problem erweist sich dabei die Gegenüberstellung eines implizierten Antagonisten. Wird der Fremde im Sinne einer Hauptfigur als Protagonist interpretiert, über dessen Beobachtung der meist westliche Filmemacher seinem ebenso meist westlichen Publikum die eigene Kultur vor Augen führt, müssten diese folglich die Rolle des Antagonisten einnehmen. Den dramaturgisch zwingenden Zusammenprall von Protagonist und Antagonist verbieten jedoch Konventionen der Beobachtungsinstanz. Obwohl sich das Direct-Cinema-Diktum der Nichtbeeinflussung spätestens mit Jean Rouch und dem Cinema Verité tendenziell zu Gunsten reflexiver Ausdrucksformen ändert, bleibt ein gefilmtes Zusammentreffen beider Akteure bis heute die Seltenheit. [...]weiterlesen
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