Novum Testamentum Coptice
Neues Testament, Bohairisch, ediert von Wolfgang Kosack. Novum Testamentum, Bohairice, curavit Wolfgang Kosack.
Produktform: Buch
Daß es heute noch kein vollständiges Neues Testament auf Bohairisch gibt, ist wohl ein ganz sonderbares und unverständliches Phänomen. Aber ganz so stimmt das wie-derum auch nicht: es gab ja Bestrebungen des vorigen und vorvorigen Jahrhunderts, wenigstens Teile daraus oder im besten Falle auch das ganze Neue Testament einer staunenden Öffentlichkeit vorzulegen. Nur konnten diese wissenschaftlichen Editionen in keinem Gottesdienst Verwendung finden.
Die einzige bohairische Edition in vier bzw. sieben dicken Bänden (!) wurde mit einer Unzahl von Fußnoten in Griechisch, Sahidisch, Latein, Syrisch, Äthiopisch etc. versehen und einer englischen Übersetzung obendrein: der HORNER1.
Das andere Buch, das nur die 4 Evangelien enthält, wurde noch mit einer arabischen (leider von protestantischen oder katholischen Autoren überarbeiteten und entsprechend „ketze-rischen“, also nicht koptischen) Übersetzung kombiniert: der TATTAM.
Das dritte Werk enthielt allein die Apostelgeschichte: der BÖTTICHER.
Das vierte schließlich edierte das Briefkorpus des Neuen Testamentes durch LAGARDE (ein Pseudonym für BÖTTICHER).
Auf einzelne Editionen der Bücher wie Matthäusevangelium, Markusevangelium und den Römerbrief aus dem Umkreis der koptischen Kirche möchte ich nur hinweisen, z.B. MARQUS BULOS: Der Text des Matthäusevangeliums ist rein Bohairisch hintereinander weg und in einem Stück abgedruckt; die beiden anderen Hefte (Markus, Römerbrief) sind mit arabischer Parallelübersetzung (und – siehe oben – aus den protestantischen oder katholischen Arabischen Neuen Testamentausgaben) abgekupfert. Es sind indessen nur einzelne Versuche. An eine Gesamtausgabe wurde gar nicht gedacht.
Hinzu kommen die Probleme der bohairischen Wörtertrennung und nicht zuletzt der Setzung von Satzzeichen und Akzenten: In allen diesen Textausgaben ist sie verschieden und je von Herausgeber zu Herausgeber schwankend.
Den Siegespreis verdient hier LAGARDE: er hat alle bohairischen Elemente auseinander-gesprengt und von der koptischen Sprache so gut wie gar nichts übrig gelassen.
Einen guten Mittelplatz verdienen die Editionen von HORNER und die der Kollegen der Koptischen Kirche (Matthäus, Markus, Römer).
Eine Sonderstellung nimmt TATTAM ein; freilich ist seine Worttrennung und seine Setzung von Akzenten auch nicht durch die bohairischen Sprache bedingt, sondern einem selbst erfundenen und erdachten System unterworfen.
Dabei ist es so einfach: Es gibt nur eine Worttrennung im Koptischen, und das ist die richtige.
Das Bohairische hat nämlich eine Vorliebe für die auffällig betonte, starke Akzentuierung, die auf der letzten oder vorletzten Hauptsilbe des jeweiligen Wortes liegen.weiterlesen