Karate als spirituellem Weg
Der Autor, Dr. phil. Siegfried Johannes Schwemmer, 4. Dan Karate, ein Schüler von Alfred Heubeck, ist Theologe und Pfarrer der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern. Er übt sich in Karate auf dem Weg des Zen. Er hat sich intensiv mit Mystik beschäftigt und verbindet seinem Denken und seiner Praxis die Tradition der Kampfkünste mit der der christlichen Spiritualität. Dadurch öffnet sich ihm auf beide Systeme ein ungewohnter Blick.
Der Kämpfer steht für sich allein. Er ist bereit, jeden Nachteil für sich selbst in Kauf zu nehmen, um sein Ziel, seine Mission, seinen Auftrag zu erfüllen. Er kann nicht mit dem Beifall der Durchschnittsmenschen rechnen. Und er hat die Kraft, auf diesen Beifall zu verzichten.
Der Kämpfer kämpft dabei vor allem einen inneren Kampf. Er kämpft mit seinen Zweifeln, seiner Angst, seiner Einsamkeit. Er kämpft um seinen Mut, sein Mitgefühl und sein Durchhaltevermögen. Er kämpft darum, ein Mann zu sein, der seine Menschlichkeit nicht verliert.
Schwemmer zeigt, dass dies ein kulturübergreifendes Phänomen ist: Es zeigt sich in Buddhas einsamem Löwenruf, es liegt in der daoistischen Einsicht, dass derjenige auf den Beifall der Menge verzichten muss, der gemäß dem ewigen Weg lebt, und es ist in den kämpferischen Positionen zu finden, die Jesus gegen das Establishment seiner Zeit vertreten hat: Der Kämpfer steht für sich alleine. Und er ist bereit, die Konsequenzen aus seiner Haltung zu ziehen und sie vor aller Welt tragen.weiterlesen