Nutzung von Mobilfunkdaten für die Analyse der Routenwahl
Dissertation
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Mobilfunkgeräte sind in den letzten Jahren zum ständigen Begleiter der meisten
Menschen in Deutschland und in der ganzen Welt geworden. Das Mobilfunknetz kennt
während des normalen Betriebs für jedes angeschaltete Mobilfunkgerät die aktuellem
ungefähr 30 bis 40 Funkzellen umfassende Location Area. Damit bieten sich die im
Betrieb anfallenden Mobilfunkdaten als Datenquelle für Verkehrsingenieure an, um
eine große Anzahl von Ortsveränderungen kontinuierlich zu beobachten.
Der erste Teil dieser Arbeit beschreibt ein Verfahren, mit dem aus Mobilfunkdaten
Trajektorien von Mobilfunkteilnehmern generiert werden können. Diese Methode
basiert auf den Daten von Location Area Updates, die immer dann erfolgen, wenn ein
Mobilfunkgerät eine Location Area verlässt und in eine andere Location Area wechselt.
Diese finden auch dann statt, wenn keine Telefonate geführt werden. Somit können mit
dieser Methode die Ortsveränderungen aller eingeschalteten Mobilfunkgeräte im
untersuchten Mobilfunknetz erfasst werden.
Die Durchführung des Verfahrens mit Mobilfunkdaten von T-Mobile im Untersuchungsgebiet
im Nord-Westen Baden-Württembergs ergibt, dass Trajektorien ab einer Länge
von ungefähr 20 Kilometern erzeugt werden können, wobei die Qualität der
Trajektorien mit ihrer Länge zunimmt. Damit eignet sich das Verfahren vor allem für
Autobahnen und ausgewählte Bundesstraßen, nicht aber für innerstädtischen Verkehr.
Im zweiten Teil der Arbeit werden die Trajektorien aus Mobilfunkdaten dazu verwendet,
das Routenwahlverhalten mit Maximum-Likelihood-Schätzungen zu analysieren. Dabei
wird untersucht, welche Einflussgrößen Verkehrsteilnehmer bei der Routenwahl
berücksichtigen. Mögliche Einflussgrößen sind dabei die Routenempfehlungen auf
dynamischen Anzeigen entlang der Straße sowie Verkehrsmeldungen, die über den
Verkehrsfunk bzw. das Navigationsgerät empfangen werden.
Die Ergebnisse in der Autobahn-Netzmasche zwischen Stuttgart, Karlsruhe, Walldorf
und Heilbronn unter Nutzung von ungefähr 1 Million Trajektorien zeigen deutlich, dass
die Verkehrsteilnehmer beide genannten Einflussgrößen bei ihren Routenwahlentscheidungen
berücksichtigen. Ungefähr 30 % der Verkehrsteilnehmer auf der
Standardroute wechseln bei einer entsprechenden Routenempfehlung auf die
Alternativroute. Eine ähnliche Wirkung haben akkumulierte Verkehrsmeldungen von
sieben Kilometer Stau auf der Standardroute.
Für den Bereich der Netzbeeinflussungsanlage im Norden von Stuttgart, die den
Verkehr zwischen der Autobahn A81 und Stuttgart auf verschiedene Routen steuert,
lässt sich dagegen keine Wirkung der Verkehrsmeldungen nachweisen. Zudem ist der
Befolgungsgrad der innerhalb des Untersuchungszeitraums von drei Monaten nur
selten aktiven Routenempfehlungen auf dynamischen Anzeigen mit 3% stadtauswärts
bzw. 17% stadteinwärts geringer als in der BAB-Netzmasche.
Somit zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass Mobilfunkdaten eine sehr interessante
Datenquelle für Verkehrsingenieure sind.weiterlesen
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