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»O ja. Entscheiden. Seht doch…«

Der »zerbrochne Krug« als Fall der Textkritik

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Kleists Zerbrochner Krug, wie er Anfang 1811 in autorisierter Buchausgabe erscheint, konfrontiert den Leser nach 144 Seiten Text mit einem sperrigen Befund: das Lustspiel endet auf der verso-Seite mit einem »Letzte[n] Auftritt« und dem Wort »Ende«, und es endet, auf der gegenüberliegenden recto-Seite, nicht, sondern geht unter der Überschrift »Variant« alternativ weiter. Dies in seiner Zweiheit verstörende Ende und Nicht-Ende, dem die Kleistforschung spätestens seit der Brandenburger Ausgabe sich zu stellen hätte, hat von allem Anfang an, bereits mit dem wie ›Variante‹ klingenden und doch varianten Terminus »Variant«, den Fall des Kruges auch als Fall der Textkritik bestimmt – und die Philologie allenthalben provoziert, gewaltsam Einheit herzustellen, wo keine Einheit ist. Folgt man statt dessen dem Überlieferungsbefund in seiner sperrigen Materialität: dem Kustos »Va-« (Vorbote des sonst nicht belegten Worts »Variant«) auf einer vorgeblich letzten Seite, der Schlängellinie (anstelle einer regulären Schlußlinie) dreißig Seiten später am Fuß der tatsächlich letzten bedruckten Seite, dem mitten in den letzten Vers geschlagenen »u. s. w.……«, so führen diese Spuren auf ein noch weit radikaler Einheits- und Ganzheitserwartungen des Lesers konterkarierendes journalliterarisches Szenario: »Fragmente aus dem Lustspiel: der zerbrochne Krug« im »Dritte[n] Stück« der seit Januar 1808 von Kleist und Adam Müller herausgegebenen Zeitschrift Phöbus. Im Licht dieser Phöbus-»Fragmente«, die editorisch und interpretatorisch bislang nicht ernst genommen wurden, gewinnt das zwiefache Ende des Zerbrochnen Krugs ein anderes, buchförmige Werkeinheit grundsätzlich in Frage stellendes Ansehen.weiterlesen

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Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-86525-738-3 / 978-3865257383 / 9783865257383

Verlag: Wehrhahn Verlag

Erscheinungsdatum: 17.01.2020

Seiten: 48

Auflage: 1

Autor(en): Nicola Kaminski

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