Sie liebte das Reisen. Sie liebte die Bewegung, die Ortlosigkeit, die Unrast, das Nomadentum. Dies war eine Epoche, wie die Geschichte viele kannte, wo das Reisen unzähligen Menschen aufgezwungen wurde. Sie reisten aus Not und Angst; Arbeit, Besitz, Pass waren ihnen abhanden gekommen, mit ihrer Heimat hatten sie ihre Identität verloren. Sie waren staatenlos, sie wurden gering geachtet und achteten sich selbst gering. Sie fürchteten das Ankommen nicht weniger, als sie das Fortgehen gefürchtet hatten.
Olga Benario aber, die Nomadin der Weltrevolution, reiste nie ab und kam nie an, sie war, so schien es, immer schon unterwegs. Ihre Identität war an keinen Ort, keine Landschaft und keine Nationalität gebunden. Sie war eine Kämpferin für die klassenlose Gesellschaft, sie konnte überall kämpfen. Und sie liebte die Bewegung.weiterlesen