Aufgefordert, dieses schöne und intelligente Buch einzuleiten, muss ich zunächst bekennen, dass ich Jossi Wieler nie dazu überreden und davon überzeugen musste, sich der Oper zuzuwenden – wie dies wieder in der jüngsten Publikation über ihn behauptet ist. Habe ich Anna Viebrock überredet, ihr erstes Bühnenbild für die Oper Frankfurt zu entwerfen? Musste ich Sergio Morabito davon überzeugen, dass das Musiktheater seine Sache ist? Waren es meine Überredungskünste, die den Fotokünstler A. T. Schaefer bewogen, die Theaterfotografie in seine Perspektive zu bringen? Anna habe ich während ihres letzten Studiensemesters als Dozent schätzen gelernt. Jossis frühe Schauspielinszenierungen – die er im Übrigen mit Anna erarbeitete – sind mir bis heute eine glückliche Erinnerung. Sergio wurde während seines Studiums vom Volontär zu einem wichtigen Mitarbeiter von Ruth Berghaus, als wir den „Frankfurter Ring“ erarbeiteten. A. T., den Fotografen, durfte ich zu Beginn meines Stuttgarter Engagements kennenlernen. Wer sollte wen überredet haben? Überreden und überzeugen sind nutzloses Tun, unwürdig, weil sie das Gegenüber zum Objekt eines Besserwissens degradieren. Strategische Unternehmungen sind Gift für eine sich anbahnende künstlerische Zusammenarbeit. Dass wir in und an uns selbst Zweifel hegen und solchen bei unserem Gegenüber begegnen, dass wir Unsicherheit und mögliches Versagen kundtun, um gemeinsam damit umzugehen, auf dass aus dem Zweifel kein vorzeitiges Aufgeben folge, gehört essentiell zur Arbeit am Theater – eine Arbeit, die aus der Kommunikation erwächst. Dass Jossi Wieler, Sergio Morabito und A. T. Schaefer in diesem Buche sich begegnen, verdankt sich einem künstlerischen Wollen, das immer auch die Voraussetzung der gemeinsamen Stuttgarter Opernarbeit war. Beim genauen Bild- und Textlesen wird offenbar, dass die Gemeinsamkeit künstlerischen Arbeitens nur in der Eigenständigkeit des Fühlens, Denkens und Wollens Ereignis werden kann. Das Glück, mit jedem neuen Werk sich wieder neu zu entdecken, ist ein Versprechen für die Zukunft der Oper Stuttgart. © Klaus Zeheleinweiterlesen