Mit diesem Band legen die Editoren aus dem Kölner Albertus-Magnus-Institut, H. Anzulewicz und J.R. Söder, in der von Bernhard Geyer begründeten Reihe Alberti Magni Opera Omnia die erste kritische, auf der Grundlage der überlieferten, lateinischen Handschriften erstellte Textausgabe der anthropologischen Frühschrift De homine („Über den Menschen“) des Doctor universalis (†1280) vor. Das undatierte, wohl in den 1240er Jahren redigierte, monumentale Werk umfasst in dieser kritischen Großquart-Ausgabe fast 600 Textseiten. Bei diesem bisher wenig beachteten Text handelt sich um einen eigenständigen Teil einer größeren schöpfungstheologischen Summe, die den Menschen in seiner seelisch-körperlichen Verfasstheit, in seinem Urzustand und in seinem natürlichen Lebensraum zum Gegenstand hat. Sowohl der theologische als auch der philosophische Blick auf den Menschen macht diesen vordergründig vom seelischen Prinzip her begreifbar. Erst im zweiten Schritt sollen ihre Eigenschaften und Ursachen untersucht werden, da auf diesem Weg die Vermögen und Funktionen der Seele erkannt werden. Albert hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass die Seele nicht nur das Lebens- und Erkenntnisprinzip des Körpers ist, sondern dass sie den belebten Körper in seinem natürlichen Sein und seiner ihn bestimmenden Wesenheit konstituiert. Die Bedeutung des Werkes und damit auch ihres Autors für die abendländische Geistesgeschichte hat L. Honnefelder treffend hervorgehoben, indem er schrieb: „Noch bevor Albert seine umfassende und im lateinischen Westen epochemachende Kommentierung der Schritt für Schritt wieder bekannt gewordenen Werke des Aristoteles beginnt, unternimmt er in De homine am Thema des Menschen den Versuch, der ihn zur Schlüsselgestalt in der Konfrontation zwischen der christlichen Glaubenslehre und der antiken Philosophie und ihren jüdischen und islamischen Weiterführungen werden lässt, nämlich den Anspruch des philosophischen Denkens unverkürzt aufzunehmen, ihn jedoch zugleich und vorbehaltlos den neuen Fragen im Horizont des christlichen Glaubens auszusetzen“. Der Textedition schickt H. Anzulewicz die umfangreichen Prolegomena voraus, in denen solche Fragen zum Werk wie Authentizität, Titel, literarische Art, Datierung, handschriftliche Überlieferung und frühere Druckausgaben, Textgeschichte und -kritik sowie Grundsätze und Anlage dieser Edition erörtert werden. Im Editionsteil wird am Fuß jeder zweispaltigen Textseite eine Siglenzeile mit Siglen der Handschriften beigegeben, die bei der Textrekonstruktion verwendet wurden, ferner zwei getrennte Apparate: ein textkritischer Apparat und ein Quellen- und Similienapparat. Das Werk wird durch mehrfache Indizes (Loci Sacrae Scripturae, Auctores ab Alberto ipso allegati, Auctores a nobis allegati, Index rerum et vocabulorum, Index nominum, Index codicum et manuscriptorum) erschlossen und mit einem Literaturverzeichnis sowie einer Synopse aller Druckausgaben des Werkes abgerundet.weiterlesen