Sie ist bekannt als das Paradies der dritten Welt und liegt im Zentrum des karibischen Meeres, rote Zone. Venezuela ist heute ein Land ohne Regeln, in dem das Absurde regiert. Es ist gezeichnet von Banalität, Misserfolg, Dekadenz, Gewalt, Sittenlosigkeit und -verfall, von Sarkasmus, Lügen, Schmuggel, Berechnung und Lebendigkeit. All dies ist zu einem Teil der modernen Folklore geworden. Was dort heute passiert, mag morgen schon anders sein. Eine weitere Geschichte, unbekannt, ein Geheimnis, etwas Anderes. Eine Gesellschaft, die unter extremen Lebensbedingungen zu leiden hat. Das ewige Dilemma der Perspektiv- losigkeit hat zu einem verzweifelten Zustand geführt, in dem jeder zum Täter wird, in dem der Hunger den Diebstahl rechtfertig. Ein Zustand, in dem jeder nur an das Hier und Jetzt denkt, und alles andere wie eine bloße Abweichung erscheint. […] Die Überraschung der Populärkultur scheint durch und manifestiert sich in den bildhaften Rätseln der alltäglichen Improvisation. Neugier, Humor, Lügen, Schwindel, die besonderen Dinge und das Unent- schlüsselbare sind Zutaten der alltäglichen Überlebensstrategien. Ein Land voller getarnter Wahrheiten, deren Anekdoten nur im Verborgenen erzählt werden, in der die Geheimhaltung eine Waffe ist, die dir früher oder später helfen wird. Das Legen falscher Fährten ist so etwas wie ein Nationalsport. Von Kindheit an lehrt dich die Gesellschaft, dass der Zweifel ein ständiger Begleiter ist, aufmerksam zu sein und immer Distanz zu dem zu wahren, was vorausliegt. Sich verschiedene Szenarien vorzustellen, um verschiedenen Optionen und Reaktionen einer möglichen Begegnung zu berücksichtigen. Sie umgarnt dich mit ihrer Paranoia, hypnotisiert dich, zwingt dich, direkt oder indirekt Teil der allgegenwärtigen Korruption zu sein. Mehrere Blickwinkel zu haben auf uns selbst, und auf die unmittelbare Realität. Jede auftretende Ähnlichkeit mit dieser Fiktion ist purer Zufall. […] Dieses Buch ist eine Hingabe an eine soziale Realität, die uns umgibt und uns zu einem Teil der gegen- wärtigen Gesellschaftsordnung macht. Es versucht, eine metaphorische Brücke oder kulturelle Verbindung zu schaffen, eine Gesellschaft zu entblößen, die sich in permanentem Aufruhr befindet, fast bis zum Punkt des totalen Zusammenbruchs, und ihre Sprache und ihr faszinierend willkürliches Gesicht offen zu legen. Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Kunstfonds, dem Kunsthaus Hamburg und der HFBK Hamburgweiterlesen